Düsseldorf Geisel will die Tour de France: Stadt soll 6,2 Millionen zahlen

Stimmt der Rat zu, bewirbt sich Düsseldorf für den Start 2017. Im Rathaus hofft man vor allem auf den Werbeeffekt.

Düsseldorf: Geisel will die Tour de France: Stadt soll 6,2 Millionen zahlen
Foto: Frank Bodenmüller

Düsseldorf. „Tour de France in Klein-Paris“ überschrieb die Stadt am Freitag ihre Pressemitteilung zur Bewerbung um den „Grand Départ“ 2017. Was OB Thomas Geisel vor Wochen ins Gespräch brachte, wird nun Ernst: Düsseldorf will sich als Start-Ort des drittgrößten Sportereignisses der Welt (nach Fußball-WM und Olympischen Spielen) bewerben. Und nach dem Rückzug von London sieht Geisel auch gute Chancen auf Erfolg.

Düsseldorf: Geisel will die Tour de France: Stadt soll 6,2 Millionen zahlen
Foto: Frank Bodenmüller

Ihre Kosten als Ausrichter von Prolog und erster Etappe im Juli 2017 beziffert die Stadt nach Hinzuziehung von Wirtschaftsprüfern auf elf Millionen Euro, das betrifft vor allem die Lizenzgebühr für den Tourausrichter ASO sowie Infrastrukturmaßnahmen. Demgegenüber kalkuliert man mit direkten Einnahmen von gut 4,8 Millionen Euro, unter dem Strich bleibt ein Zuschussbedarf von etwa 6,2 Millionen Euro. Geisel sieht darin gut angelegtes Geld, denn das Großereignis erzeuge wirtschaftliche Effekte insbesondere für Hotellerie und Gastronomie von mindestens 57 Millionen Euro — „sehr vorsichtig gerechnet“, wie Wirtschaftsprüfer Karsten Hollasch betont, da man zum Beispiel nur mit einer Million Besuchern rechne, obwohl die Stadt so nah an den radverrückten Benelux-Ländern liege.

Ohnehin aber soll das Spektakel vor allem pures Stadtmarketing sein. „Viele haben immer wieder etwas bissig gefragt, wo denn die wirklich großen Veranstaltungen mit Strahlkraft für die Sportstadt sind — hier ist sie“, sagt Sportdezernent Burkhard Hintzsche, „deshalb sollten wir alles versuchen, den Grand Départ zu bekommen.“

Vier Tage lang wäre „Le Tour“ am Rhein zu Gast, die rollende Werbemaschine würde mit Teamvorstellung, Training, Einzelzeitfahren und der ersten Etappe die Landeshauptstadt okkupieren und dabei, so hofft Geisel, „viele wunderschöne Bilder von Düsseldorf in die ganze Welt senden“. Von ihrer besten (Rhein-)Seite zeigen soll sich die Stadt, ergo würde der Prolog an der Messe starten, dann an der Cecilienalle entlang über den Rhein nach Oberkassel und zurück über Schwanenspiegel, Kö und Heine-Allee nach Stockum (siehe Grafik) führen.

In der Tat: Wer gedacht, oder vielleicht sogar gehofft hatte, die Tortur auf Rennrädern habe sich nach immer neuen Doping-Skandalen selbst erledigt, wird spätestens seit letztem Jahr, als auch die ARD als Übertrager wieder einstieg, eines besseren belehrt. Die Tour ist wieder im Kommen, auch wenn alle Doping-Experten sicher sind, dass weiterhin munter gelogen und betrogen wird. So übertragen mittlerweile wieder 60 TV-Sender live in 190 Länder, den Start 2015 in Utrecht verfolgten 23 Millionen Zuschauer.

Gleichwohl will und kann auch die Stadt das Thema Doping nicht einfach unter den Teppich kehren, „es ist ein sehr wichtiges“, sagt Geisel, deshalb werde man dem Anti-Doping-Kampf im Rahmenprogramm breiten Raum geben. Ob freilich die Düsseldorfer für 2017 eine Rückzugsklausel in den Verträgen aushandeln können, sollte die Tour 2016 zum Doping-Fiasko werden, bleibt offen.

Zunächst muss nun der Stadtrat am 5. November Grünes Licht für die Bewerbung geben. Zwar hörte man zunächst in der Ampel (SPD, Grüne, FDP) eher skeptische Kommentare wegen der Probleme Steuergeld und Doping, doch die Anzeichen auf eine Wende zugunsten Geisels Tour-de-France-Ambitionen mehren sich. Schon am Montag will die Stadt alle Kosten und Daten zum Tour-Start öffentlich machen. Nur die Linke betont, dass die Stadt keinesfalls öffentliches Geld für die Tour de France ausgeben dürfe.