Geschäftsführer der Aidshilfe Düsseldorf geht in den Ruhestand „HIV-Infektion kein Todesurteil mehr“
Düsseldorf. · Peter von der Forst wurde 1995 Geschäftsführer der Aidshilfe Düsseldorf. Nun geht der 64-Jährige in den Ruhestand.
Weniger Stress, viel Zeit den Enkeln verbringen, mehr Fahrradfahren – das sind die Vorhaben von Peter von der Forst, dem Noch-Geschäftsführer der Aidshilfe Düsseldorf. Im Mai wird er 65 Jahre alt, dann wird er in den Ruhestand gehen. Fast 26 Jahre wird er die Geschäfte geführt haben, oder – wie er es formuliert – „den Laden zusammen gehalten haben“.
Tatsächlich aber haben Peter von der Forst und seine Mitarbeiter sehr viel mehr geleistet, als nur einen Laden zu führen. Die Herausforderungen waren groß, als von der Forst 1995 die Geschäftsführung übernahm. Es gab noch keine wirksame Therapie gegen eine Infektion mit dem HI-Virus, der die Krankheit Aids auslöst. „Daher hatten viele Infizierte das Gefühl, mit dem positiven Testergebnis ein Todesurteil erhalten zu haben“, sagt er. Zu seinen Aufgaben gehörte damals auch, eine Sterbebegleitung zu organisieren ebenso wie eine professionelle Pflege der Erkrankten, denn diese Pflege wurde wegen herrschenden Vorurteilen den Infizierten gegenüber oft mangelhaft ausgeführt.
Um die Situation zu verbessern, schrieb sich Peter von der Forst zwei große Aufgaben auf seine Agenda: Das Ändern von gesellschaftlichen Verhältnissen und das Leisten von Hilfe im Einzelfall. So trieb er maßgeblich voran, dass seine Mitarbeiter mit HIV-Infizierten in die Schulen gehen, um über sich und ihr Leben zu erzählen. „Wenn die Schüler sehen, dass Infizierte ganz normale Menschen sind, können sie ihre Vorurteile ändern.“
Angefangen hat alles
mit einer Selbsthilfegruppe
Die Besuche in den Schulen gibt es noch immer. Zudem bietet die Aidshilfe Düsseldorf ein umfangreiches Beratungsangebot bei Fragen um den HIV-Test, Diskriminierung, Wohnen, Verhütung und vieles mehr. „Was wir bis heute erreicht haben, ist gigantisch“, sagt Peter von der Forst und erinnert sich, dass die Aidshilfe in den späten 1980er-Jahren aus einer schwulen Selbsthilfegruppe entstanden ist.
Heute bildet die Düsseldorfer Aidshilfe zusammen mit „Care24 Soziale Dienste“ und der Schwul-lesbischen Jugendarbeit Düsseldorf die Dachmarke „Diversitas – Bund für Düsseldorf“. Hilfe bekommen HIV-Infizierte ebenso wie Obdachlose, Sexarbeitende, schwule und lesbische Migranten, Drogenabhängige und alle Angehörigen, die Fragen haben.
Inzwischen sei eine HIV-Infektion kein Todesurteil mehr, sagt Peter von der Forst. „Deutschland hat eine gelungene Aufklärungsstrategie und im internationalen Vergleich eine niedrige Infektionsquote.“ Dieser Fortschritt habe auch maßgeblich mit neuen Medikamenten zu tun. „Prep“ zum Beispiel könnte eine Übertragung mit dem HI-Virus verhindern. „Allerdings gibt es ja noch viele weitere sexuell übertragbare Krankheiten“, mahnt er und betont, dass ebenso wie vor 40 Jahren schon ein Kondom ein Schutz vor zum Beispiel Syphilis böte.
Als Fachmann mit Umgang mit dem HI-Virus beobachtet Peter von der Forst die gesellschaftlichen Herausforderungen um den Coronavirus aufmerksam. Wie schon bei Ausbruch des HI-Virus Ende der 1980er-Jahre ginge es bei der Verbreitung von Corona viel um Aufklärung und den Kampf gegen Vorurteile. „Es ist eine Kunst, die richtige Sprache zu nutzen, mit der die Menschen erreicht werden können.“ Es ginge damals wie heute auch nicht darum, Schuldige zu finden und anzuklagen, sondern um erfolgreiche Schutzmaßnahmen und gute Aufklärung.
Für diese und viele andere Aufgaben hat Peter von der Forst nun noch vier Monate Zeit. Der Mai wird sein letzter Monat als Geschäftsführer sein. Seine Stelle als Geschäftsführer ist öffentlich ausgeschrieben, erste Gespräche mit Bewerbern laufen zurzeit schon.