Gestohlene Gedenksteine in Düsseldorf Kleine Gedenktafeln kehren zurück
Düsseldorf · Zwei Gedenksteine, die an das Ehepaar Berta und Max Back erinnern, sind nach einem Diebstahl wieder an der Venloer Straße eingesetzt worden. Derweil haben sich Spender für neue Stolpersteine in Düsseldorf gefunden.
Im Gehweg vor dem Haus mit der Nummer elf auf der Venloer Straße hat etwas gefehlt – zwei Stolpersteine, die an das Ehepaar Berta und Max Back erinnern, waren einen Monat lang verschwunden. Nun sind sie an ihren Platz zurückgekehrt. Am Donnerstag wurden die Gedenktafeln in einem feierlichen Akt wieder in den Boden eingesetzt, festgeklopft, abgewischt und mit Rosen geschmückt.
Ein Unbekannter hatte die Steine Anfang November aus dem Boden geholt und gestohlen. Anwohnern war aufgefallen, dass die kleinen Gedenktafeln fehlen. Etwa eine Woche später waren die Steine ganz in der Nähe wieder aufgetaucht – ein Spaziergänger fand sie in einem Gebüsch im Hofgarten und brachte sie zur Polizei.
Noch sei nicht klar, wer die Steine gestohlen hat, sagte ein Polizeisprecher am Donnerstag. Eine Frau habe aber an dem Abend einen Tatverdächtigen beobachtet, der verwirrt gewirkt habe. Ob der Diebstahl antisemitisch motiviert war, ist ebenso unklar. Dennoch: Der Fahndungsdruck könnte dazu geführt haben, dass der Täter die Steine im Hofgarten abgelegt hat, sagte Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU). Die Stolpersteine seien ein „wichtiges Element der Erinnerungskultur“ und jeder, der sich daran vergreife, könne mit „null Toleranz“ rechnen. „Wir werden keinen Zentimeter zurückweichen“, sagte Keller. So hatte die Stadt auch eine Israel-Flagge vor dem Rathaus, die Unbekannte im Mai angezündet hatten, sofort ersetzt.
Für die Stolpersteine hatten sich in der Zeit ihres Verschwindens mehrere Spender gemeldet und angeboten, den Ersatz zu finanzieren, sagt Hildegard Jacobs von der Mahn- und Gedenkstätte. Als die Gedenktafeln dann wieder auftauchten, seien die Spender aber nicht abgesprungen, sondern hätten Patenschaften für neue Steine übernommen. So könnten bald fünf neue Gedenktafeln verlegt werden. Rund 4000 Menschen aus Düsseldorf wurden zu Opfern des Nationalsozialismus – an 372 von ihnen erinnern bereits Stolpersteine.
Das Ehepaar Back konnte seine Töchter in Sicherheit bringen
Die beiden Exemplare an der Venloer Straße sind dem Ehepaar Max und Berta Back gewidmet, das viele Jahre mit seinen zwei Töchtern in Düsseldorf wohnte. Der Mahn- und Gedenkstätte zufolge führte Max Back ab 1902 die Buchdruckerei „Haas & Wittke“, die er 1933 nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten aber versteigern musste. Die Wohnung der Familie wurde während des Novemberpogroms 1938 zerstört. Ab Mai 1940 stand Max Back wegen angeblicher Schulden im Fokus der Gestapo-Überwachung.
Im Januar 1941 schrieb er einen Brief an die Israelitische Fürsorge in Basel, den das Regime aber abfing. Die Gestapo verwarnte Max Back wegen „Verstoßes gegen die Verordnung über das Nachrichtenwesen“. Beide Töchter befanden sich zu diesem Zeitpunkt schon im sicheren Ausland.
Am 27. Oktober 1941 wurde das Paar in das Ghetto von Lodz (Polen) deportiert. Max Back starb 1942 im Alter von 68 Jahren im Ghetto Lodz, Berta Back wurde 1944 im Vernichtungslager Kulmhof im heutigen Chelmno (Polen) ermordet. Sie wurde 59 Jahre alt.