Gesundheit ist der Star der Wirtschaft

Medica, Medizin-Tourismus und Top-Forschung machen die Branche zur Nummer eins.

Düsseldorf. Neulich war Kobe Bryant in Düsseldorf. Er ist im Basketball ungefähr das, was Lionel Messi im Fußball ist. Der Riese aus LA ließ sich im Stadttor beim Molekularorthopäden Peter Wehling sein Knie behandeln, oder wie der Boulevard befand: Beim Düsseldorfer Wunder-Doc.

Auch die Schauspielerkollegen George Clooney, Demi Moore, Mickey Rourke und Nick Nolte flogen schon in Düsseldorf ein, weil sie es im Rücken, Hüfte oder Knie hatten und an die Eigenblut-Therapie glauben. „Medizin-Tourismus“ nennt man so etwas — und da ist die Landeshauptstadt längst ein angesagtes Reiseziel.

Nicht nur für Berühmtheiten, sondern auch für unbekannte Millionäre aus Arabien, Russland oder China. Sie suchen renommierte Chefärzte in der Uni-Klinik und in anderen Düsseldorfer Krankenhäusern auf, die inzwischen fast durchweg edel ausgestattete Privatstationen eingerichtet haben.

Aber auch niedergelassene Ärzte, insbesondere rund um die Kö, sind Anlaufpunkte der Reichen und Schönen. „Der Begriff Gesundheitstourismus passt da schon, denn es profitieren auch Hotels und Restaurants, wenn die Patienten oder ihre Angehörigen hier übernachten“, sagt Ulrich Biedendorf von der Industrie- und Handelskammer (IHK).

Die IHK nennt den Gesundheitssektor den „heimlichen Star“ der Wirtschaft, weil seine stetig wachsende Bedeutung im Bewusstsein der Bevölkerung noch nicht so präsent ist. Doch die Zahlen, die der städtische Gesundheitsdezernent Andreas Meyer-Falcke jüngst im Fachausschuss vortrug, haben es in sich: Für den Großraum Düsseldorf (mit Teilen der Kreise Neuss und Mettmann) nannte er mehr als 90 000 Arbeitsplätze in fast 2000 Unternehmen und einen Gesamtumsatz von rund einer Milliarde Euro, Tendenz steigend.

Meyer-Falcke: „Gesundheit ist somit die bedeutendste Einzelbranche und sie ist in weiten Teilen konjunktur-unabhängig, vielmehr von langfristigen Faktoren wie dem demografischen Wandel geprägt.“ Freilich hat die gute Konjunktur mit niedriger Arbeitslosigkeit und gut gefüllten Kranken- und Pflegeversicherungskassen natürlich mit für das rasante Wachstum in der Medizin-Wirtschaft gesorgt.

Ein wesentlicher Garant für den starken Medizin-Standort ist alljährlich im November die Weltleitmesse Medica (dieses Jahr vom 20. bis 23.11.). Auch große Fachkongresse finden hier seit jeher statt.

Neben den großen Kliniken und ihren Betreibern sind Düsseldorfer Unternehmen in indirekten Medizin-Branchen weltweit führend: SHL und Vodafone gelten als erste Adressen in der Telemedizin; desgleichen Henkel im Bereich Hygiene.

Schließlich spielt die medizinische Forschung eine große Rolle, wofür insbesondere das Life Science Center am Merowinger Platz steht, das angefangen bei Qiagen immer wieder erfolgreiche Gründer hervorbringt.