Düsseldorf-Gerresheim Glashüttensiedlung: Protestschreiben an OB Geisel

Der Bürgerverein Gerresheim beklagt in dem Brief, dass auf dem Glashütten-Gelände nun 1400 Wohnungen statt der ursprünglich geplanten 560 Wohnungen errichtet werden sollen.

Im Jahr 2013 führte Peter Schulenberg (re) über das Gelände der Glashütte Gerresheim. Und viele Anlieger beteiligten sich an der Führung, um anschließend am Werkstattverfahren teilzunehmen. Archivfoto

Foto: Young David (DY)

Düsseldorf. Rosemarie Theiß ist in Gerresheim ein Leben lang für die Politik eingetreten. Sie ist seit Jahrzehnten im Vorstand des CDU-Ortsvereins Gerresheim. 15 Jahre lang war sie Ratsfrau, zuvor fünf Jahre in der Bezirksvertretung im Rathaus Gerresheim. Nun übernahm sie den Vorsitz im Gerresheimer Bürgerverein. Wird sie die Politik außer Acht lassen? Wird sie als Unparteiische agieren? Das ist von ihr offensichtlich nicht zu erwarten, wenn sie sagt: „Ich gebe ja die Politik nicht auf. Sie ist weiterhin in meinem Kopf. Alles ist Politik.“ Sie habe nicht mehr kandidiert, denn man müsse gehen, wenn die Bürger das bedauern. Nun aber trat sie mit einer Protestnote an die Öffentlichkeit, die aufhorchen lässt. Das Schreiben war an Oberbürgermeister Thomas Geisel und an Bezirksbürgermeister Karsten Kunert gerichtet.

Rosemarie Theiß hat die Politik aufgegeben, um sich als Vorstandsvorsitzende des Bürgervereins mehr um die Anlieger zu kümmern.

Foto: Meister Helga (hm)

Ihr Protest, der selbstverständlich mit dem gesamten Vorstand des Bürgervereins abgestimmt war, richtet sich gegen die neuen Pläne für die Gerresheimer Glashütte. Im WZ-Gespräch erläutert sie, was sie will: „Die Bürger haben sich auf beispielhafte Weise beim Werkstattverfahren für Gerresheim-Süd engagiert. Sie haben Begehungen gemacht, Fachleute zu Vorträgen eingeladen. Ihnen geht es darum, eine gute Durchmischung des riesigen Geländes zu erreichen, wo nicht nur gewohnt wird, sondern wo auch neue Arbeitsplätze möglich sind, die in Gerresheim dringend notwendig sind. Dafür waren 560 Wohnungen vorgesehen. Jetzt sollen es 1400 Wohnungen sein. Das verändert den Charakter vollständig. Das ist eine Verhohnepipelung der Bürger.“

Was Rosemarie Theiß wurmt, ist die Tatsache, dass die Stadt die Bürger ausdrücklich ins Werkstattverfahren einbezogen hat. Die Menschen hätten aktiv mitgemacht. Und nun entstehe etwas völlig Anderes. Das gehe doch nicht.

Der Bürgerwille spielt für den neuen Baas eine große Rolle. Rosemarie Theiß weiß um das beispielhafte Engagement der Gerresheimer, wenn sie sagt: „In keinem Stadtteil gibt es mehr Vereine als hier. Das ist ein positives Zeichen. Die Menschen schimpfen nicht nur auf die Politik, sondern sie machen mit. Sie identifizieren sich mit dem Ort. Das muss man auch respektieren. Wenn aber Wohnungen an der Bahnlinie und an der viel befahrenen Straße Nach den Mauresköthen entstehen, dann trägt die Stadt zur Ghetto-Bildung bei.“

Für die neue Vereinsvorsitzende hat die ehemalige Glashütte oberste Priorität. Man könne da nicht einen Fremdkörper hinsetzen. Die Neubürger müssten sich in einen gewachsenen Stadtteil einfügen und dort wohlfühlen. Aber Ladehemmungen gibt es auch andernorts, und zwar in Gerresheim-Süd-Süd, also im Viertel hinter den Bahngleisen. Hierzu erklärt Rosemarie Theiß: „Das Viertel ist stiefmütterlich behandelt worden. Für den Durchlass unter den Gleisen gab es schon vor Jahren ein Werkstattverfahren. An der Heyestraße liegt einer der wenigen S-Bahnhöfe ohne Aufzug. Mütter mit Kinderwagen und Fahrradfahrer müssen gucken, wie sie klar kommen. Und die Pläne für den Vorplatz am Bahnhof Gerresheim sind auch noch nicht weitergekommen.“