Große Harmonie zwischen Streichern

Das Schumann-Quartett und zwei Gäste spielten die beiden Streichsextette von Johannes Brahms.

Foto: Kaupo Kikkas/Stiftung Museum Kunstpalast

Es war ein Konzert befreundeter Musiker. Das größtenteils familiäre Schumann-Quartett um den Violin-Primarius Erik Schumann hat zwei weitere Streicher eingeladen: Alexander Zemtsov (Bratsche) und Maximilian Hornung (Cello). Man spiele schon seit Jahren immer wieder gerne zusammen, sagt Erik Schumann in seiner Moderation über die Beziehung zwischen seinem Quartett und den prominenten Gästen beim Konzert der Reihe „ErstKlassik“ im Robert-Schumann-Saal.

Hornung und Zemtsov hatten schon sehr früh Erfolg, spielten in bedeutenden Orchestern: Hornung bereits mit 21 Jahren im Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks und Zemtsov mit 23 Jahren beim London Philharmonic Orchestra. Doch beide machen heute lieber Kammermusik. „Bei einem Sextett ist jeder Musiker zu einem Sechstel Dirigent“, pointiert Zemtsov das Phänomen Freiheit und Eigenständigkeit des Musizierens in kleinen Ensembles ohne Anführer mit Taktstock.

An den beiden Streichsextetten von Johannes Brahms demonstrierten die sechs Musiker, wie mitreißend es sein kann, wenn ganz eng im Team gearbeitet wird. Bei so komplex gearbeiteten Werken wie den Brahms-Sextetten kann es mal sein, dass einer der beiden Bratscher oder der beiden Cellisten die Hauptmelodie spielen, um die sich die Stimmen der anderen Ensemblemitglieder herum ranken.

Bratschist Zemtsov bereichert den Zusammenklang mit schönem melodischem Schmelz. Und Hornung setzt an seinem Cello sehr agile Akzente, wodurch die Darbietungen noch etwas mehr Schwung und Dynamik entwickeln. Nun sind die Sextette nicht unbedingt Brahms’ populärste Stücke. Eingängige Passagen wie etwa im Quintett für Klavier und Streichquartett oder im Horn-Trio gibt es in den Sextetten B-Dur und G-Dur nur selten. Aber sie kommen vor. Der langsame Variationssatz des Sextetts B-Dur op. 18, von dem es auch eine Bearbeitung für Klavier solo gibt, entfaltet große Kraft. Aus einem düsteren d-Moll-Thema wächst ein majestätischer Marsch empor. Die sechs Streicher spielen das mit spürbarer Inbrunst. Zu den reizvollsten Momenten gehört auch der Schluss des G-Dur-Sextetts op. 36. Dort imitieren sich die Instrumentalstimmen gegenseitig wie in einer Fuge, was im hohen Tempo oft sehr rasant wirken kann. Die Bravour der Spieler kommt da besonders eindrucksvoll zur Geltung — ein Finale mit starkem Impetus, wonach der begeisterte Beifall nicht lange auf sich warten ließ. Der Konzertnachmittag begann sehr meditativ mit den „Fratres“ (1977) des estnischen Komponisten Arvo Pärt (geb. 1935). Das für keine konkrete Besetzung komponierte Opus erklang in einer Fassung für Streichquartett, die einen ganz besonders intimen Eindruck hinterließ.