Grüner Tee, Ziegenmilch, Zitrusdüfte: Kosmetikhersteller setzen auf Natur

Bei der Parfümerie-Tagung in Düsseldorf zeigten Firmen ihre Trends. Düfte und Inhaltsstoffe werden natürlicher.

Foto: Judith Michaelis

Den klassischen, leicht einzuschätzenden Kunden gibt es nicht mehr. Die 49-einhalb-Jährige kauft heute nicht mehr mit großer Wahrscheinlichkeit einen Duft von Hermes — sie will mehr. Das haben Elmar Keldenich vom Bundesverband Parfümerien und andere Experten der Branche in den vergangenen Jahren festgestellt. Deshalb muss Neues her. Viele dieser neuen Ideen wurden nun bei der Parfümerietagung vorgestellt.

Ein Trend lässt sich hier schnell ablesen. Die Hersteller setzen mehr und mehr auf Natur. Einer davon ist zum Beispiel Ledi Belle aus der Schweiz. Mit dem Produkt soll das alte Erlebnis einer Molkekur, wie sie im 18. und 19. Jahrhundert in der Schweiz gerne gemacht wurde, auch anderswo möglich sein. Will heißen: Die Hautpflegeprodukte enthalten Ziegenmilch — und natürlich bestes Jakobsquellwasser, wie Maximilian Schnorr, der die Firma auf der Tagung präsentiert, betont.

Auch einen Stand weiter bleibt es natürlich. Die Anti-Aging-Produkte von „be in blossom“ seien allesamt gesund, erklärt Geschäftsführerin Christina Kuhn. Eine Tube des Produkts enthält knapp 2000 Blüten, die an einem frühen Morgen in Amazonien oder Indien gepflückt wurden. Die Produkte sind zudem allesamt vegan — das versteht sich quasi von selbst.

Nebenan gibt es Cremes und Lotionen, die die Haut vor Sonneneinstrahlung und Alterung schützen soll. Der wichtigste Bestandteil: das im Moment an allen Ecken beliebte Matcha-Grüntee-Pulver. Der hohe Gehalt an Antioxidantien soll die Haut animieren und stimulieren und so verjüngen.

Auch bei den Parfümeuren bleibt es natürlich, wenn auch nicht auf die Inhaltsstoffe bezogen, so doch auf die Düfte. Wenig schwere oder zuckersüße Duftnoten sind dabei, dafür viel Rosiges, Zitroniges. Auch im Trend: Immer mehr Hersteller gehen weg von der Unterteilung in Frauen- und Männerdüfte. „Die Entscheidung wird dem Kunden überlassen“, sagt Herbert Stricker, der an seinem Stand einige Neuheiten zu bieten hat. Ein besonderes Produkt bei ihm: Passend zum Duft gibt es für Herren auch das gleich riechende Scheibenwischwasser dazu. „Ich habe mir sagen lassen, dass es besonders gut in Oldtimern funktioniert“, sagt Stricker nicht ohne Schmunzeln auf den Lippen, die seien nicht so gut abgedichtet.

Ähnlich exklusiv wird es am nächsten Stand. Eine große Dose, die aus dem Feinkost-Regal bekannt ist. Doch was drauf steht, ist hier nur im übertragenen Sinne drin. Der Badekaviar, der hier gezeigt wird, sieht zwar aus wie großformatiger Kaviar, die Perlen enthalten allerdings nur Öle und haben mit dem Stör nichts zu tun.

Insgesamt, das zeigt sich deutlich auf dieser Tagung, geht der Trend weg von den großen Marken und Konzernen und mehr hin zum kleinen Hersteller. Die Kunden suchten nach dem Besonderen. „Artistisch“, nennt der Düsseldorfer Parfümeur Frank Schnitzler diesen Markt.

Mit kleinen Unternehmen, die neue Ideen haben und nicht nur am Umsatz interessiert sind. Er hat die Tagung gemeinsam mit dem Fachverband organisiert - gewissermaßen als Ersatz für seine Messe, die es nicht mehr gibt. Hier könne man sich über den Markt und die Branche informieren und austauschen und zudem an den kleinen Ständen neues ausprobieren und Kontakte knüpfen. In seinen Augen waren die beiden Tage ein voller Erfolg.