Düsseldorf-Holthausen Gutshof Niederheid: Neuer Standort für den Kinderbauernhof?
Der angeblich geplante Verkauf des als Kinderbauernhof genutzten Gutshofes stößt bei Betreiberin und der Politik auf Widerstand.
Düsseldorf. Die Betroffenheit ist groß über angebliche Verkaufspläne der Stadt zum Gutshof Niederheid in Holthausen. Unterschriftenlisten machen die Runde, Politiker aller Parteien versichern, das Projekt erhalten zu wollen. Der als Kinderbauernhof genutzte Gutshof im Süden der Stadt ist ein beliebtes Ausflugsziel.
Erbost sind die Politiker über das Vorgehen der Stadt: „Wir sind sauer darüber, dass wir bislang keinerlei Infos dazu bekommen haben“, sagt Norbert Czerwinski von den Grünen. Andreas Hartnigk (CDU) kritisiert: „Die Bezirksvertretung hatte 130 000 Euro für die Dachsanierung bereitgestellt, aber die Bauverwaltung hat den Beschluss missachtet.“ Ursula Holtmann-Schnieder (SPD) konstatiert: „Ob Sanierung oder Verkauf — darüber entscheidet die Politik. Wir wollen, dass dieses Angebot bestehen bleibt.“
Stadtdirektor Burkhard Hintzsche wies die Kritik im Jugendhilfeausschuss zurück: „Die Verwaltung hat sich noch gar nicht entschieden, ob Gut Niederheid verkauft wird, also konnten wir auch nicht darüber informieren.“ Klar sei, dass die Stadt die „wirtschaftlichste Lösung“ anstrebe, deshalb werde geprüft, ob man die gewaltigen Investitionen zur Sanierung der Gebäude in Höhe von 4,5 Millionen Euro mit Hilfe eines privaten Investors oder Käufers stemmen könne. Aber auch bei einem Verkauf werde man die Weiternutzung als Reiter- und Kinderbauernhof festschreiben.
Allerdings wies Hintzsche auch darauf hin, dass das Jugendamt vor Jahren geprüft habe, ob man nicht im Norden Düsseldorfs einen Bauernhof zum Reiterhof ertüchtigen könne. Die geschätzten Kosten dafür hätten bei nur 50 000 Euro gelegen. Ein Wink mit dem Zaunpfahl, auch wenn Hintzsche sogleich nachlegte, das heiße nicht, dass Gut Niederheid nun in den Norden verlegt werde.
Im parallel laufenden Bauausschuss vertrat Dezernent Stephan Keller die Position der Verwaltung. Auch er brachte bereits die Idee ins Spiel, den Standort für den Ponyhof zu verlegen. Björn Syffus von den Grünen gab jedoch zu bedenken, dass der neue Standort in unmittelbarer Umgebung liegen müsse, da das Angebot elementar für den Stadtteil sei.
Zu den von der BV bereitgestellten 130 000 Euro sagte Keller: „Damit sanieren Sie zwar das Dach der Reithalle, der Substanzverlust etwa durch Schimmel geht aber unvermindert weiter.“
Was aus seiner Sicht ausscheidet, ist eine Sanierung der Stadt durch höhere Pachteinnahmen. „Die liegen heute bei 255 Euro pro Monat. Die können wir gar nicht so erhöhen, als dass damit die Sanierung zu finanzieren wäre.“
In der vergangenen Woche hatte die Betreiberin des Gutshofs, Christina Tschorn, von den Überlegungen der Stadt erfahren. „Ich war geschockt.“ Im Sommer 2010 hatte die studierte Sonderpädagogin mit Mann und ihren zwei Kindern die Pacht des Guts übernommen. Zur Anlage gehören zwei Wohnhäuser mit je 180 und 230 Quadratmetern Wohnfläche, die durch den Feuchte- und Schimmelbefall zum Großteil unbewohnbar sind und die ein privater Eigentümer zu anderen Zwecken nutzen könnte. Auf 70 Quadratmetern wohnt die Familie Tschorn.
Große Teile des Fachwerks und der Holzbalken müssen erneuert werden, statische Schäden sind in der Reithalle durch Pilzbefall entstanden. Brandschutz, Mistlagerplatz und Jauchebehälter müssen Vorschriften angepasst werden und die Dach-und Oberflächenentwässerung ist mangelhaft oder fehlt.
Zu den Sofortmaßnahmen, die die Stadt ergriff, gehörte die Entkernung eines der Wohnhäuser nach einem Rohrbruch. Vor anderthalb Jahren wurde zudem in der Reithalle, die nur noch als Scheune genutzt werden kann, ein Netz eingezogen, damit die Dachziegel nicht unkontrolliert herunter fallen. „In all den Jahren wurde ich vertröstet und man sagte mir, die Sanierung sei in Planung“, sagt Tschorn.
Nun will sich die Pädagogin gegen das Vorhaben der Stadt wehren. Schließlich biete der Kinderbauernhof mit Reitunterricht und Ferienprogramm ein Angebot für viele hundert Jungen und Mädchen: Pro Woche kommen sechs Grundschulen mit je 50 bis 60 Kindern, weitere 20 Förderschulen bringen jede Woche 150 Jungen und Mädchen auf den Hof.
„Hier wird Inklusion gelebt, behinderte und nichtbehinderte Kinder lernen voneinander.“ Fünf Pädagogen und Reitlehrer kümmern sich um die Besucher. Der Verein „Brücke 2000“ unterstützt sonderpädagogische Förderung in Düsseldorf und ist ebenfalls engagiert. Zudem arbeiten Jugendliche aus den Förderschulen von Praktika auf dem Gut. Sie helfen, die 25 Pferde, drei Ziegen, zwei Mini-Kühe und zahlreichen Kaninchen, Katzen und Hunde zu versorgen.