Tonhalle Düsseldorf "Stormen": Große Märchenstunde mit Musik

Symphoniker, Musikverein, Sänger und Schauspieler mit Jean Sibelius’ Tondrama „Stormen“ unter der Leitung von John Fiore.

Foto: Tonhalle / S.Diesner

Düsseldorf. „Der Sturm“ von William Shakespeare bietet durch seine Handlung mit viel Zauberei und Naturschauspiel allerhand Fantasieanregung. Der finnische Spätromantiker Jean Sibelius fühlte sich im Alter von 60 Jahren und am Karriere-Ende als Komponist, welches er weitere drei Jahrzehnte überleben sollte, inspiriert zu einer entsprechenden Schauspielmusik. Das selten gespielte Opus für Sprecher, Soli, Chor und Orchester ist nun in der Tonhalle zu hören. Die Düsseldorfer Symphoniker sowie Musikverein, Gesangssolisten und Schauspieler stehen unter der Gastleitung des früheren Generalmusikdirektors John Fiore.

Das Orchester braust bedrohlich auf mit vielen auf- und abgeschobenen Akkorden. Da kann man sich das tosende Meer gut vorstellen. Die musikalische Illustration wirkt nicht so hochauflösend fotorealistisch wie bei einem Richard Strauss, sondern eher wie mit dickem Pinsel gemalt. Das ist bei Sibelius eine akustische Märchenkulisse wie aus dem Bilderbuch.

Dazu passt das 100-minütige Arrangement von Laura Olivi ganz fabelhaft: Die drei Sprecher erzählen die Geschichte über den gestürzten und nun zaubernden Mailänder Herzog Prospero sehr textverständlich und schauspielerisch facettenreich. Vor allem Johann von Bülow als Wind-Geist Ariel verleiht seiner Figur Persönlichkeit, in diesem Falle eine sehr koboldartige. Etwas verwirrend hingegen wirken die vielen auftauchenden Figuren, was sich natürlich nicht ändern lässt. Aber die drei Sprecher müssen mehrere Rollen übernehmen, Bülow drei, Prospero-Sprecher Stefan Wilkening vier, und Laura Maire gleich sechs. Manchmal gibt dem Zuhörer im Figuren-Gewusel nur noch das Programmheft Orientierung.

Neben melodramatischen Passagen gibt es auch Arien: Die finnische Mezzosopranistin Tuija Knihtilä singt die dänischsprachigen Lieder des Ariel mit schön bronzefarbenem Timbre. Sie hat auch die längste Partie und steht vor dem Orchester. Die vier anderen Gesangssolisten haben nur kurze Auftritte, bei denen sie mitten im Orchester stehen und nicht gut zu hören sind.

John Fiore bringt sein früheres Orchester wieder zum Kochen und Brodeln. Die Symphoniker produzieren einen satten, farbenreichen Sound, der die Musik sehr plastisch erscheinen lässt. Als Opern-Fachmann erweist er sich einmal mehr als souveräner Koordinator bei vielschichtiger Besetzung. Der Chor des Städtischen Musikvereins, hat derweil eine eher überschaubare Aufgabe. Vor allem singt er Vokalisen auf dem Vokal A — für den erfahrenen Traditionschor eine leichte Übung.

Letzter Konzerttermin: Am Dienstag, 20 Uhr, im Mendelssohn-Saal der Tonhalle. Infos und Karten gibt unter der Rufnummer 899 61 23.