Hauptstadt der Risikogeburten

In Düsseldorf sterben mehr Säuglinge als im Umland. „Schuld“ ist die gute Versorgung.

Düsseldorf. Mit der Statistik ist es so eine Sache: Im letzten Jahr kamen in Düsseldorf 2878 Kinder zur Welt, 36 davon starben innerhalb des ersten Lebensjahres. Damit beträgt die Säuglingssterblichkeit 0,64 Prozent - 0,24 Prozentpunkte mehr als im Bundesdurchschnitt. Ähnlich liegen die Zahlen in Duisburg (0.63 Prozent), während in Köln (0,39 Prozent) und im Kreis Mettmann (0,46 Prozent) die Zahlen deutlich niedriger liegen.

Das sieht auf dem Papier erschreckend aus, ist aber für den stellvertretenden Gesundheitamtsleiter Klaus-Jürgen Schranz kein Grund zur Sorge. Schuld sei paradoxerweise die gute interdisziplinäre Betreuung von Risikogeburten in gleich drei Düsseldorfer Kliniken, erklärte er am Mittwoch im Fachausschuss. Schranz belegte die Sogkraft dieser Zentren mit einem aktuellem Beispiel: So war eine Familie, die Vierlinge erwartete, eigens nach Düsseldorf gezogen, um möglichst nah bei den Ärzten zu sein. Als drei der vier Kinder gestorben waren, zog die Familie wieder zurück ins Umland.

Insgesamt waren 20 der im letzten Jahr verstorbenen Kinder mit einem Geburtsgewicht von 1150 bis maximal 1610 Gramm kaum bis gar nicht lebensfähig, zehn litten an schweren Missbildungen. Nur zwei Säuglinge starben am plötzlichen Kindstod, bei zwei weiteren war die Ursache nicht bekannt, weil die Eltern nicht mehr in Düsseldorf wohnten. Aussagen über besonders gefährdete Stadtteile wollte Schranz nicht machen, dafür seien die absoluten Zahlen viel zu niedrig.