Kunsthalle: Persiflage auf die Moderne

„Parkhaus“ heißt die alternative Schau am Grabbeplatz. Sie zeigt ein Panorama der jungen Avantgarde.

Düsseldorf. "Chrom" baumelt in Styropor-Buchstaben an Ketten vom Dach der Kunsthalle herab und bedeckt das brav wirkende Relief des Hans Hartung. Rote Lämpchen blinken auf. Das Label der Künstler Seb Koberstädt und Takeshi Makishima begrüßt die Eintretenden zur Schau "Parkhaus". Die Jugend erobert die Räume.

Regie führt nicht das Kunsthallen-Team, sondern das Duo Jost Wischnewski und Karl-Heinz Rummeny, das seit zehn Jahren ehrenamtlich einen alternativen Standort im Malkastenpark betreibt. Zum Jubiläum erhalten sie mit einem Teil ihrer Künstler Gastrecht am Grabbeplatz.

"Faster, Bigger, Better!" lässt Sylvie Fleury auf die Wand im Eingang pinseln, eine Persiflage auf die Moderne, die immer flotter auf dem Kunstmarkt rotiert. Im Kontrast dazu macht es sich Claus Föttinger unter der Betontreppe des ersten Stockwerks mit einer Bett-Installation gemütlich.

Das Motiv der Liege, der Lampe und des Spiegels hat er sich aus einem Biedermeier-Bild des Carl Spitzweg, "Armer Poet", geholt und im Sinne des Möbel-Designers Luigi Colani aerodynamisch aufgepeppt.

Eine Mischung aus poesievoller Malerei (Rosilene Luduvico und Hiroshi Sugito) und subversiver Kunst erwartet die Gäste im Kinosaal. Wilhelm Mundt schleppt seinen größten "Trashstone" herbei, einen Müllberg, mit farbigen Kunststoff schick umhüllt.

Ralf Berger präsentiert einen gläsernen Hochstand, der von innen geteert und gefedert ist. Sven t’Jolle stellt einen Öltank aus Gips auf, versieht ihn mit arabischen Buchstaben und fügt ein Ofenrohr hinzu, als werde das Öl direkt im Fass verheizt.

Perfide wirken Rolf Appelbaums Fotos, die einen Laster mit geschmuggelten Flüchtlingen zeigt. Die Aufnahmen lud der Fotokünstler von sicherheitstechnischen Unternehmen herunter, minimalisierte die Datenmenge und verwischte alles, so dass die Bilder alptraumartig wirken.

Junge Kunst ist ironisch. Wie selbstverständlich lässt Gereon Krebber einen leicht getönten Styropor-Berg von der Decke baumeln. Dort hockt hoch oben auf einem Trägerbalken Michael Sailstorfers ausgestopfte "Solarkatze" und ist dem künstlich-kühlen Licht der Neonröhren zugewandt.

Die schönste Arbeit präsentiert Stefano Bonacci im Seitenlichtsaal. Er hängt zwei simple Glühbirnen in die Mitte zweier Kohlestift-Zeichnungen. Der Pfiff liegt darin, dass der Betrachter glaubt, die schwarzen Striche seien Strahlen, die von den Birnen kommen.

Im Emporensaal begrüßen Jacqueline Overbergs überdimensionale Gewehrabzüge aus Papiermaché wie geheimnisvolle Monster, die allerdings keinen Knall abgeben. Böse wird es bei Eduard Winklhofer. Er lässt zwei schwarze Herrenanzüge wie Fußgänger der Luft herabhängen. Dazu drehen sich zwei Kreissägen recht gefährlich und immerfort.

Die Installation scheint den Verlust von Individualität und Freiheit in einem ewigen Kreislauf symbolisieren zu wollen. Dazu passen der rotierende Licht-Zylinder in der Schaubude des Gregor Russ und das Multimedia-Spektakel von Christine Schulz; beides kurvt um die eigene Achse. Wie Sisyphus.