Verwegener Stilmix im Zakk

Als Senor Coconut interpretiert Uwe Schmidt Klassiker der Popgeschichte mit lateinamerikanischen Rhythmen.

Düsseldorf. Senor Coconut ist längst eine unverwechselbare Marke mit hohem künstlerischen Niveau. Ob die Big Band um "The Brain" Uwe Schmidt, dem Mann mit den unglaublichen vielen Pseudonymen, dem Traum nachhängt, durch Kunst die Gesellschaft zu verändern, ist unbekannt. "We want you to get crazy", forderte Sänger Argenis Brito, der beim Konzert im Zakk am Sonntag den Eintänzer gab.

Ums Mitfeiern ging es also. "Wir sind 50 Prozent der Party, ihr seid 50 Prozent der Party. Nur zusammen haben wir Spaß", lautete die Losung des Abends. Auch wenn Biegsamkeit und Elan beim Tanzen nicht mehr das sind, was sie einmal waren, kamen die Leute im nur mäßig besuchten Zakk voll auf ihre Kosten.

Als verwegenen Stilmix spielten die großartigen Musiker elektrifizierten Mambo, Rumba und ChaChaCha als eine einzige anhaltende Lust am immer Neuen, Schicken und Jungen. "Eins, zwei" zählte der wie eine Wachsfigur stoisch hinter seinem Computer stehende Schmidt einzelne Nummern an.

"Für mich ist Musikmachen ein egomanischer Prozess, mir geht es immer um persönliche Fortschritte", sagte der Frankfurter mal - und das lebt er eben auch auf der Bühne. Ganz anders Argenis Brito, der übrigens als einziger den Dresscode durchbrach und zum schwarzen Hemd eine rote Krawatte (der Rest trug zum weißen Hemd eine schwarze Krawatte) umgebunden hatte, der unermüdlich zum Mitsingen, Tanzen und Mitmachen aufforderte. "Haltet die Energie", forderte er.

Das war wohl unnötig, denn ab der Interpretation des Eurythmics-Klassikers "Sweet Dreams" war der Funke übergesprungen. "Extra den Frauen gewidmet" war "Kiss", einstmals von jemandem, der damals Prince hieß, komponiert und bereits von Tom Jones recht kraftvoll interpretiert. Aber Argenis Brito im Duett mit keinem geringeren als Louie Austen wusste da musikalisch und ästhetisch zu punkten.

Zu dem Schmachtfetzen "Dreams are my Reality" wurden Feuerzeuge entflammt, bei Trios "Da Da Da" lauthals mitgegrölt und bei der Kraftwerk-Hymne "Tour de France" mächtig gerockt. Meeresrauschen und Vogelgezwitscher wurde eingespielt, mit mächtigen Lichteffekten in Szene gesetzt und selbst "Raiders on the Storm" bekam in der Coconut-Interpretation eine neue, weil bislang unbekannte Nuance.

Letztlich spendeten die Gäste auch deshalb nach jedem Lied begeisterten Applaus, weil das, was sich so spielerisch und leicht anhört, in Wirklichkeit eine nicht zu unterschätzende Detailarbeit der präzise spielten, großartigen Musiker aus der Big Band war, die schlicht mitreißend waren.