Heine-Uni: Das große Gedränge
Der Wegfall von Gebühren und Zivildienst sowie erste doppelte Abijahrgänge sorgen für einen vollen Campus — zu voll, sagen die Studenten.
Düsseldorf. Das Angebot klingt gut: Zehn Gerichte stehen zur Auswahl, vom Putengeschnetzelten für einen Euro bis zum Lammfilet für 5,20 Euro. Doch während das Wasser im Mund zusammenläuft, bringt der Blick in die Mensa die große Ernüchterung: Lange Schlangen bilden sich an der Essensausgabe, zentimeterweise geht es vorbei an Pasta, Salatbar und Gemüsebeilage. Ist die Geduldsprobe bestanden, warten das Gedränge an der Kasse und die Suche nach einem Sitzplatz — entspannt zu Mittag essen sieht anders aus.
„Die Mensa ist ständig überfüllt. Dabei ist die Pause entzerrt und in mehrere Etappen eingeteilt worden“, klagt Nina Tigmann (24). „Sobald sie frei haben, stürmen alle in Mensa und Cafeteria“, sagt die Englisch-Studentin. Erstsemester Sarah Wölke meidet die Einrichtung ganz: „Das ist viel zu voll, der Wahnsinn. Da gehe ich gar nicht erst hin.“
885 Sitzplätze bietet die Mensa, plus 210 in der Bar Campus Vita. „Dort werden insgesamt mehr als 4000 Essen täglich ausgegeben“, sagt Kerstin Münzer vom Studentenwerk. Allerdings: „Das sind Durchschnittszahlen, in die auch die vorlesungsfreie Zeit einfließt. Die Zahlen liegen momentan wesentlich höher.“
Zum Wintersemester haben mehr als 5000 Erstsemester ihr Studium an der Heinrich-Heine-Universität aufgenommen — unter anderem, weil die ersten doppelten Abiturjahrgänge aus Niedersachsen in die Hörsäle strömen. Die Zahl der Studierenden an der Heine-Uni liegt jetzt bei rund 19 700 und bringt die Hochschule an den Rand ihrer Kapazität. Die Vorlesungszeiten sind bereits ausgeweitet worden, Umbauten geplant.
Bislang herrscht jedoch weiterhin Gedränge und Chaos, auch in Hörsälen und Seminarräumen: „In meinem Morphologie-Kurs müssen eine ganze Reihe Leute stehen, weil es nicht genug Plätze gibt. Am ersten Tag hatte ich auch keinen Stuhl — jetzt komme ich überpünktlich“, erzählt Linguistik-Erstsemester Esra Korkmaz (20). „Unserem Professor fällt das überfüllte Seminar auch nicht leicht, er muss besonders laut reden. Ich hoffe, wir bekommen einen anderen Raum.“ Bei Sarah Wölke ist bislang jeder Tag eine Überraschung: „Ich musste schon zwei Kurse wechseln, weil sie überfüllt waren. Außerdem ändern sich Räume und Zeiten, der Stundenplan sieht täglich anders aus. Ich kann mich auf nichts einrichten.“
Probleme gibt es auch in der Universitäts- und Landesbibliothek: Langes Warten an den PC-Plätzen ist normal. „Eine halbe Stunde muss man mindestens einrechnen. Außerdem bringen so viele Studenten auch eine gewisse Lautstärke mit sich“, sagt Sarah Wölke. „Seit die neuen Erstsemester angefangen haben, bekommt man kaum noch Spinde in der Bibliothek“, ergänzt Giuseppe D’Amore (23).
Der Jura-Student kennt weitere Engpässe: „Das Parkhaus ist nach dem Umbau wieder auf — aber nach 10.30 Uhr bekommt man da keinen Stellplatz mehr.“ Gleiches gelte für die übrigen Parkplätze — insgesamt hält die Universität rund 3500 Stellplätze bereit. Mohammed Amad (24) nimmt deshalb die Bahn. „Allerdings nicht vor 9 Uhr“, sagt er. „Dann wird man zerquetscht.“