Hier repariert der Kunde sein Fahrrad selbst

Das Rote Kreuz hat in Düsseldorf-Wersten eine neue Werkstatt eröffnet. Bezahlen müssen Radler dort nicht, dafür aber selbst kräftig mit anpacken.

Foto: Judith Michaelis

Düsseldorf. Gerd Gammersbach gibt sich bescheiden: „Immer können wir sicher nicht helfen“, sagt der Ehrenamtler des Deutschen Roten Kreuzes (DRK). Okay, wenn der Schaden am Fahrrad, Kinderwagen, Rollstuhl oder Rollator wirklich groß ist, bleibt wahrscheinlich tatsächlich nur der Gang in die Werkstatt oder zum Fachmann. In vielen anderen Fällen kann das Team der neuen DRK-Fahrradwerkstatt aber helfen — und das beinahe kostenlos.

Gestern ist das neue Angebot an der Leichlinger Straße 65 in Wersten angelaufen. Genau genommen ist es übrigens gar nicht komplett neu: Schon seit 2015 gab es eine Fahrradwerkstatt des DRK in der Flüchtlingsunterkunft an der Lacombletstraße 9. Die Idee dahinter war damals, geflüchteten Menschen dabei zu helfen, mobil zu werden und zu bleiben. Ende des vergangenen Jahres wurde die Unterkunft jedoch aufgelöst, das Werkstattprojekt stand erst einmal vor dem Aus.

„Das Projekt lief gut, das Team ist gut, wir wollten unbedingt weiter machen“, erinnert sich Gerd Gammersbach an die Zeit der Ungewissheit. Diese dauerte aber glücklicherweise nicht lang: Die Wohnungsbaugenossenschaft Wodego war nach Anfrage des Deutschen Roten Kreuzes und einem Besuch in der Werkstatt an der Lacombletstraße bereit, das Projekt zu unterstützen und gemeinsam mit den DRK-Ehrenamtlern zu einem dauerhaften Angebot zu machen.

Die passenden Räume fanden die Initiatoren im Souterrain des Mietshauses an der Leichlinger Straße. Wodego stellt die Räume mietfrei zur Verfügung. Auch die Mieter waren einverstanden, und so kann es nun losgehen.

Immer donnerstags von 10 bis 13 Uhr ist die Fahrradwerkstatt geöffnet - und zwar nicht mehr nur für geflüchtete Menschen, sondern für alle Anwohner des Quartiers. Hingehen, defektes Rad abgeben und später repariert wieder abholen — das funktioniert in der neuen Werkstatt aber nicht. Vielmehr sollen die Besitzer mit anpacken und auf diese Weise gleich lernen, wie sich sich beim nächsten platten Reifen oder anderen Defekt selbst helfen können. Der Raum im Souterrain des Mietshauses soll auf diese Weise auch Treffpunkt zum Austausch werden, erklärt Thomas Jeschkowski aus dem DRK-Vorstand.

Erste Ideen, das Projekt weiterzuentwickeln, gibt es auch schon. Geplant sind unter anderem Fahrradkurse für Frauen, die die Integrationsagentur in Kooperation mit der DRK-Familienbildung anbieten möchte.

Gerd Gammersbach ist optimistisch, dass die Werkstatt gut angenommen wird. „Wir müssen sehen, wie sich das Ganze entwickelt und ob wir auf Dauer ohne Terminabsprachen hinkommen oder uns ein System ausdenken müssen“, sagt er. Neben Gammersbach gehören noch drei weitere Männer und zwei Frauen zum ehrenamtlichen Team der Fahrradwerkstatt.

Alte gespendete Fahrräder werden auseinandergeschraubt, einzelne Teile dienen als Ersatzteile für andere Räder. Falls weitere Materialkosten entstehen, müssen die Besitzer diese tragen.

Info: Neben der neuen Fahrradwerkstatt sind die Aktiven des Deutschen Roten Kreuzes noch in mehr als 30 weiteren Einrichtungen aus den Bereichen Gesundheit und Pflege, Freizeit, Kultur und Bildung tätig. In der Arbeit mit Geflüchteten ist das DRK ebenfalls aktiv, auch sechs Seniorenzentren betreibt der Verein in Düsseldorf. Rettungsdienst und Blutspenden gehören außerdem zu den Aufgaben. Rund 2600 ehrenamtliche und hauptamtliche Mitarbeiter engagieren sich.