Wirtschaft Guerilla-Marketing: Immer mehr Werbung auf Bürgersteigen
Düsseldorf · Vodafone bewirbt einen neuen Tarif, Sängerin Shirin David ihre Platte: Immer häufiger wird mit Kreide Werbung auf Gehwegen aufgebracht. Die Stadt beobachtet die Entwicklung.
Vor dem Start in die neue Saison hatten Fans der DEG die Idee, Werbung im Vorbeigehen zu machen. „Endlich!“ malten sie vor dem ersten Spiel mit dem Logo des Vereins auf die Bürgersteige. Guerilla-Marketing nennt man die Marketing-Idee, die schon in den 80er Jahren erfunden wurde. Doch seitdem verwandeln sich immer mehr Bürgersteige in Werbeflächen. Vodafone wirbt an insgesamt 1500 Plätzen in fünf verschiedenen Städten für seinen neuen Tarif. Und auch Pop-Sternchen Shirin David hat versucht, das „Laufpublikum“ für ihre neue Platte „Supersize“ zu begeistern. Die Stadt ist bisher nicht eingeschritten. „Wir beobachten aber, ob das Überhand nimmt“, erklärte Sprecher Volker Paulat.
Wer mit Kreide auf Bürgersteige malt, tut erstmal nichts Verbotenes. Jedenfalls wenn die Werbung nach dem ersten starken Regenguss wieder verschwunden ist. „Wir gehen da mit Fingerspitzengefühl vor“, so Paulat. Man werde abwarten, ob die Werbung auf den Bürgersteigen tatsächlich bald wieder verschwunden sind: „Sollten für uns Reinigungskosten entstehen, dann müssen die erstattet werden.“ Grundsätzlich würde die Stadt es begrüßen, wenn solche Werbeaktionen angekündigt werden, obwohl sie nicht genehmigungspflichtig sind. Das sei aber nicht geschehen.
Als die DEG vor der ersten Partie gegen Bremerhaven die Bürgersteige mit den Vereinsfarben „verzierte“, war das für Sportfans eine nette Idee. „Das war auch keine offizielle Aktion des Vereins“, betont DEG-Sprecher Frieder Feldmann, „das haben engagierte Fans gemacht. Da habe die Stadt dann wohl ein Auge zugedrückt.“
Vodafone hat vorher die Rechtsabteilung eingeschaltet
Aber darf auch ein Konzern wie Vodafone den öffentlichen Raum für Werbezwecke nutzen? Ja, meint Unternehmenssprecher Volker Petendorf: „Wir haben das vorher von unserer Rechtsabteilung prüfen lassen. Das ist nicht genehmigungspflichtig.“ Am 15. und 16. September habe das Unternehmen mit der Aktion begonnen. In fünf Städten, darunter neben Düsseldorf auch Köln und Berlin, habe man auf den Bürgersteigen für den neuen „CallyaDigital-Tarif“ geworben. „Dazu haben wir Calciumcarbonat und Schablonen verwendet. Das ist absolut umweltfreundlich“, so Petendorf. Ausgelegt sei die Werbung für acht oder zehn Tage. Je nach Wetterlage sei die Werbung dann wieder verschwunden.
Es soll bei einer einmaligen Werbeaktion bleiben
Vodafone habe sich ganz bewusst für die Guerilla-Werbung entschieden: „Das ist ein Tarif, den man monatlich kündigen kann und für den man keinen Vertrag über 24 Monate mehr abschließen muss. Da geht es um Freiheit.“ Die Werbesprüche habe man bewusst dem Zielpublikum angepasst. An der Universität wird mit dem Slogan „Statt fester Bindung. Mach dich frei“ geworben. „Für die „Business-Areas haben wir uns ‚Krawatte zu eng, mach dich frei’ ausgedacht“, sagt Petendorf. Die Werbung auf dem Bürgersteig soll allerdings eine einmalige Sache bleiben.
Zweimal hingucken sollte man schon bei der neusten Kreide-Aktion. Shirin David muss man nicht kennen, kann man aber googlen. Und „Supersize“ ist nicht etwa eine neue Modelinie, sondern so heißt das erste Album der 24-Jährigen, das gerade erschienen ist. Im Oktober soll noch ein neues Parfüm auf den Markt kommen. Vielleicht mit Kreidegeruch.