Kultur Kompakt Marco Tschirpke ging mit Wortwitz ins Konzert

Düsseldorf · Die Kammerakademie Neuss trat in der Tonhalle auf, mit Unterstützung eines Kabarettisten.

Marco Tschirpke im Gespräch mit der ersten Violinistin der „Kammerakademie Neuss“ Isabelle van Keulen.

Foto: Susanne Diesner

Drei Jahre lang moderierte Christian Ehring die nach ihm benannte Konzert-Reihe in der Tonhalle. Für die Saison 19/20 hat sich der Kabarettist ein Bühnen-Sabbatical verordnet und hochkarätige Vertretung eingeladen. Darunter Thorsten Sträter und Anke Engelke. Am Sonntagnachmittag wagte Marco Tschirpke als erster, dem Publikum in der fast ausverkauften Tonhalle, Klassik auf charmante Art näherzubringen.

Intendant Michael Becker war sich sicher Christian Ehring „in Holzfällerhemd und mit Bart“ im Saal gesehen zu haben. Den jungen Wortakrobaten beruhigte er mit den Worten, die Abo-Nachfrage sei nach Bekanntgabe der Vertreterriege „durch die Decke geschossen“ und dass er sich keine Sorgen machen müsse, wie es wird, denn beim nächsten Mal wäre ja ein anderer Kollege dran. Solchermaßen motiviert, betrat Marco Tschirpke die Bühne vom Zuschauerraum aus. Von dort verfolgte er auch das Geschehen, wenn das Orchester spielte.

Fürs Warm-up mit dem Publikum streute er ein paar seiner kurzweiligen Lapsus-Gedichte in die Moderation ein. Nicht, ohne vorher Goethe zitiert zu haben, der jungen Dichtern dereinst riet, sich möglichst kurz zu fassen und kleine Themen zu wählen, um sich nicht zu verheben. Daran hielt sich auch der 44-jährige. Sein auf den Punkt gebrachter Wortwitz kam gut an. Als er dann noch meinte, sein Auftrag sei es, der bildungsfernen Oberschicht die Klassik näher zu bringen, die – davon sei er fest überzeugt – es geben müsse, denn wer sonst würde all die SUVs kaufen, war das Eis gebrochen.

Für den musikalischen Part war an diesem Nachmittag die Deutsche Kammerakademie Neuss eingeladen, Die Damen und Herren trugen Schwarz. Nur die erste Violinistin Isabelle van Keulen hob sich durch eine Pailletten-Bluse etwas ab. Ihr kam dann auch die Rolle zu, auf Tschirpes Fragen schlagfertige Antworten zu geben. Der feststellte, die Musikerinnen und Musiker seien alle in guter körperlicher Verfassung, denn sie hätten vor zwei Jahren das Intervallfasten für sich entdeckt: „Keine Terzen mehr nach 18 Uhr“.

Musikalisch spannte sich der Bogen an diesem Nachmittag vom 18. Jahrhundert bis in die Moderne, von Mozart, über Benjamin Britten bis hin zu Arvo Pärt und Jacques Loussier.

Marco Tschirpke hat der Konzertreihe in der Tonhalle seinen Stempel aufgedrückt. Die Moderation der nächsten „Ehring geht ins Konzert“-Vertretung übernimmt René Heinersdorff am 1. Dezember unter dem Motto „Familientreffen“. ch

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