Intensivtäter Emre S. gesteht Gewalt gegen seine Eltern

Der 17-Jährige soll zwei Jungen wie Sklaven gehalten haben. Der Prozess findet unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.

Düsseldorf. Abgeschirmt von der Öffentlichkeit begann am Donnerstag vor dem Jugendschöffengericht der Prozess gegen den 17-jährigen Emre S. Die Anklage wirft ihm unter anderem Freiheitsberaubung und Betrug vor. Er soll im vergangenen Jahr zwei Jungen wie Sklaven auf dem Dachboden seiner Eltern gehalten und sie zu Diebstählen und Betrugstaten im gesamten Bundesgebiet gezwungen haben. Zum Beispiel soll S. versucht haben, mehrere Geschäftsleute mit einem erfundenen Spendenlauf auszunehmen. Seit Oktober sitzt der als Intensivtäter eingestufte Jugendliche in Untersuchungshaft.

Schon vor diesen Taten soll Emre S. in der Familie aggressiv gewesen sein. Bei einem Streit mit den Eltern habe er seine Mutter mit der Faust auf den Kopf geschlagen und seinen Vater in seinem Kinderzimmer mit einem Küchenmesser bedroht. „Diese Tat räumte er ein“, berichtet der Pressesprecher des Amtsgerichts, Stefan Coners, nach der nicht-öffentlichen Sitzung. Zu den Kernvorwürfen äußerte sich der 17-Jährige nicht.

Für den ersten Verhandlungstag waren 17 Zeugen geladen — darunter ehemalige Kumpel, Geschäftsleute und auch der ältere der beiden Jugendlichen, die Emre S. eingesperrt haben soll. Erstaunlicherweise habe dieser den Angeklagten mit seiner Aussage nicht belastet. Er und sein Freund seien freiwillig mit Emre S. gegangen. Den Dachboden hätte er nur verschlossen, damit die Eltern nichts von dem Besuch der Jungen mitbekämen.

Den Jungen soll Emre S. auch schon früher zu Straftaten genötigt haben. Das angebliche Opfer sollte dem Angeklagten Zigaretten und Geld beschaffen, so die Anklage, worauf der heute 14-Jährige seinem Vater 220 US-Dollar aus dem Portemonnaie gestohlen haben soll. Ein weiterer Kumpel des Angeklagten soll in seiner Aussage ebenfalls zunächst zurückhaltend gewesen sein — dann jedoch habe er Emre S. doch noch belastet. Zu den Details und der Frage, ob die Jungen womöglich aus Angst vor Emre S. nicht reden wollten, sagte Pressesprecher Coners nichts.

Emre S. drohen mehrere Jahre Haft. Der Prozess wird am 10. März mit weiteren Zeugenaussagen fortgesetzt.