Interview „Ohne Ehrenamt wären viele Dinge in der Gesellschaft undenkbar“

Düsseldorf · „Düsseldorf Aktiv-Net“ vermittelt Freiwillige ins Ehrenamt. Ein Gespräch mit dem Vorsitzenden Anselm Weydner über die Bedeutsamkeit des Ehrenamtes in unserer Zeit und die Aktivitäten des Vereins.

Anselm Weydner ist seit März erster Vorsitzender von „Düsseldorf Aktiv-Net“. Foto: Sergej Lepke

Foto: Lepke, Sergej (SL)

Das Gespräch führte
Nadine Diab-Heinz

Anselm Weydner ist seit März erster Vorsitzender des Vereins „Düsseldorf Aktiv-Net e.V.“. Vor zwölf Jahren gegründet, ist dieser nicht nur bekannt durch seine Ehrenamtsbörse, die Willkommensabende für Neubürger und den Chor Chorcolores, sondern auch durch seine Gesprächskreise für Deutschlernende. Ein Interview über die Bedeutsamkeit des Ehrenamtes in unserer Zeit und die vielfältigen Aufgaben von „Düsseldorf Aktiv-Net“.

Herr Weydner, wofür steht „Düsseldorf Aktiv-Net“?

Anselm Weydner: Für Ehrenamt und Willkommenskultur. Das Projekt ist im Januar 2006 ins Leben gerufen worden. Damals wollte man Transparenz in das vielfältige Angebot rund um das Ehrenamt bringen. So entstand eine unabhängige Online-Börse für ehrenamtliches Engagement in Düsseldorf. Wir sind Ansprechpartner sowohl für Unternehmen und Organisationen, die Stellen zu vergeben haben, aber auch Ansprechpartner für Menschen, die eine neue Aufgabe suchen.
Das Praktische an der Online-Börse: Sie können durch die Filterfunktion alles sehr genau eingrenzen und die Suche gezielt gestalten. Übrigens habe ich meine derzeitige Aufgabe bei dem Verein genau dieser Börse zu verdanken. Auch ich war nämlich auf der Suche nach einer besonderen Betätigung.

Stichwort Betätigung. Welche Aktivitäten werden von Ihnen angeboten?

Weydner: Sehr beliebt ist unser Willkommenstreff für alle Neu-Düsseldorfer. Jeden ersten Dienstag im Monat treffen wir uns im Stadtteilzentrum Bilk. Es ist immer wieder eine Überraschung, wie viele Menschen kommen und wie unterschiedlich sie sind. Bis Juli hatten wir an den Abenden auch einen Vortrag zu einem speziellen Thema, das war uns aber auf Dauer zu steif. Die Menschen sollen sich kennenlernen, miteinander erzählen, deswegen gehen wir vom Stadtteilzentrum aus noch gemeinsam ins Tigges. Dazu gibt es dann noch Neubürger-Ausflüge. Letztens waren wir beispielsweise zu Besuch bei Teekanne. Außerdem haben wir Gesprächskreise für Deutschlernende und unseren Chor Chorcolores. Er wurde im August 2015 gegründet und hat mittlerweile über 60 Teilnehmer. Bei fast jeder Probe tauchen neue Interessenten auf. Am 2. November kann man den Chor wieder live erleben bei „Bilk singt im Salzmannbau“.

Sie machen sich seit 2017 auch gezielt für Geflüchtete stark. Was tun Sie?

Weydner: Unser Fokus liegt in der Begleitung junger Geflüchteter auf dem Weg zur beruflichen Orientierung und Ausbildung. Gemeinsam mit der Stadt und anderen Organisationen konnten wir Workshops und Infoveranstaltungen umsetzen. Das finanzieren wir mit Fördermitteln des Landes. Das ist an dieser Stelle noch mal zu betonen: Wir sind ausschließlich Ehrenamtler und verfolgen keine wirtschaftlichen Adressen. Der Verein finanziert sich sich über Beiträge, Spenden und Fördergelder. Wir haben eine Lotsenfunktion, Kapazität um Einzelfälle zu betreuen haben wir mit bis zu 40 aktiven Mitgliedern nicht.

Zum Abschluss noch eine grundsätzliche Frage. Warum ist Ehrenamt in Ihren Augen so wichtig?

Weydner: Ohne Ehrenamt wären viele Dinge in der Gesellschaft, die uns als selbstverständlich erscheinen, undenkbar, von der Politik angefangen über Kultur bis hin zum sozialen Engagement. Das ist generationsübergreifend und trägt zu einer aktiven und demokratischen Gemeinschaft bei. Ehrenamt macht Freude, denn es bereichert und bietet eine Abwechslung zum Beruf. Es ist also eine Win-Win-Situation für beide Seiten. Und wer Lust hat, etwas zu tun, der braucht nur einen Blick in unsere Börse werfen, da wird er bestimmt fündig.