Jeder dritte Sportplatz wird wenig genutzt

Eine Studie zu den Anlagen zeigt Gewinner und Verlierer. Und empfiehlt, die Verlegung des sehr teuren Kunstrasens zu überdenken.

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Vor allem zur Freude von vielen tausend Fußballern hat die Stadt in den letzten Jahren neue Kunstrasenplätze gebaut oder ältere erneuert. Etwa 75 Millionen Euro wurden seit dem Jahr 2000 allein in diesen Bereich investiert. Professor Horst Hübner von der Forschungsstelle Kommunale Sportentwicklung der Uni Wuppertal hat diese Woche eine von der Politik eingeforderte Wirksamkeitsanalyse der Maßnahmen im Bereich der Außenspielfelder im Sportausschuss vorgestellt. Diskutiert werden ihre Ergebnisse erst später — dann aber sicher intensiv und kontrovers. Denn die 154 Seiten dicke Studie enthält einige unangenehme Wahrheiten für eine Stadt, die mittlerweile sparen muss.

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Sport-Entwicklung

Was manche Sportexperten ahnten, liegt ihnen jetzt schwarz auf weiß vor: längst nicht alle neuen oder sanierten Sportplätze werden stark genutzt. Die detaillierte Untersuchung zeigt gar, dass 16 von 48 Standorten nur eine geringe Auslastung vorweisen können (nicht einbezogen wurde der Fortuna-Platz am Flinger Broich). Nun zählen dazu zwar auch Anlagen wie die der TSG Benrath an der Südallee oder die im Volksgarten (TG 1881), die mangels Flutlicht im Winter nicht genutzt werden können. Aber eben auch die Plätze von etablierten Fußballvereinen. Da ist zum Beispiel der Traditionsclub VfL Benrath, der drei Senioren-, aber nur noch fünf Jugendmannschaften auf seine große Anlage mit Rasen-, Kunstrasen- und Aschenplatz sowie einem Kunstrasen-Kleinspielfeld bringt. Lediglich 22,5 von „minimal möglichen 45 Stunden in der Woche“ (so die Studie) wird dort Fußball gespielt — obwohl auch noch der FC Hellas an der Karl-Hohmann-Straße kickt.

Als Grundlage der Nutzungsdauer wird in der Woche nicht etwa der ganze Tag, sondern nur der Zeitraum 16 bis 21 Uhr angesehen: „Dass die meisten Plätze vormittags nicht bespielt werden können, ist ja logisch“, sagt CDU-Sportexperte Stefan Wiedon, „selbst die 16-Uhr-Marke ist leicht grenzwertig, weil um diese Zeit aufgrund des Schul-Ganztages eigentlich nur Bambini-Mannschaften schon trainieren können.“

Zu den ebenfalls laut Studie nur gering ausgelasteten Anlagen mit Kunstrasenplatz zählen die vom TV Angermund, Garather SV, Hellerhofer SV (Hockey), aber auch der Sportpark Niederheid (SFD 75), SV Oberbilk, TuS Nord in Unterrath, Wersten 04 sowie die der Internationalen Schule in Lohausen (ISD) - gerade die Investition in diesen Privatschul-Standort war in der Politik seinerzeit nicht unumstritten. Und auch, ob der TuS Nord wirklich einen zweiten Kunstrasenplatz benötigte, erscheint nun mindestens fraglich. Gutachter Hübner wunderte sich ohnehin, wie hoch die Kunstrasendichte mit über 53 Prozent aller Großspielfelder in Düsseldorf ist: „Im Land NRW sind nur 25 Prozent der Plätze diesen Belag, in einigen Ruhrgebietsstätten sind es gerade mal zehn Prozent, während es mehr als 50 Prozent Aschenplätze gibt, etwa in Dortmund“, so Hübner. Weil aber das Kunstgrün der teuerste Belag überhaupt ist, rät der Professor den Düsseldorfer Sportpolitikern, die Kostenfrage bei weiteren Investitionen mehr zu bedenken.

Und den Vereinen, die nicht mehr viele Teams bilden können, empfehlen die Sportentwicklungsplaner Fusionen mit anderen Clubs. Dass das kein Allheilmittel ist, zeigt der erfolgte Zusammenschluss von Viktoria und Eintracht zum SV Oberbilk. Denn dessen zwei Kunstrasenplätze zählen auch weiterhin nicht zu den gut ausgelasteten.