Lesung Johan von Düffel las in der Zentralbibliothek

Düsseldorf · Der Autor trug aus seinem Roman „Der brennende See“ vor. Wie er vom Schwimmen zum Schreiben kam.

 John von Düffel las im Lesefenster der Zentralbibliothek aus seinem Buch „Der brennende See“, Maren Jungclaus vom Literaturbüro NRW moderierte.

John von Düffel las im Lesefenster der Zentralbibliothek aus seinem Buch „Der brennende See“, Maren Jungclaus vom Literaturbüro NRW moderierte.

Foto: ja/Huf

Einige Zuhörer kannten den Autor schon von der Uraufführung seiner Theater-Adaption von Thomas Manns Romantrilogie „Joseph und seine Brüder“ 2009 im Düsseldorfer Schauspielhaus. Nun las John von Düffel – Autor, Dramaturg, Professor für szenisches Schreiben, leidenschaftlicher Schwimmer – aus seinem aktuellen Roman „Der brennende See“ im Lesefenster der Zentralbibliothek.

Die zieht ja bekanntlich bald um und hat deshalb für die Übergangszeit bis April am alten Standort ihr KAP 1 eingerichtet, ein Labor für Begegnung und Experimente zum Thema Nachhaltigkeit. Von Düffels Lesung passt ins Programm,  auch die Botschaften bunter Würfel drum herum waren nicht von Pappe. „Ich bin ein amphibischer Mensch“, erklärt John von Düffel. Nicht von ungefähr. Seine erfolgreiche Autorenschaft verdanke er letztendlich der Bewältigung einer frühen Schwimmkrise.

In jungen Jahren strebte der passionierte Langstreckenschwimmer noch eine sportliche Karriere an „Mein Traum war, dafür bezahlt zu werden.“ Als es dafür nicht reichte, kam er vom Schwimmen zurück zum Schreiben – wobei er sich allerdings weiter mit Leidenschaft im Element Wasser tummelt. Hier wie dort auch eine Frage des Stils.

Der Schwimmer kommt ins Schwärmen über die Sinnlichkeit des Wassers: „Es kann den Körper umschmeicheln, Erinnerungen speichern.“ Doch Wasser ist für den Schreibenden vor allem ein politisches Thema, eine moralische Frage. Wasser als Quelle des Lebens ist schließlich ein Menschenrecht.

Und wie wird es zum „brennenden See“? Zu Grunde liegt ein persönliches Erlebnis in Bangalore, dem indischen Silicon Valley, wo die Sonne Abfälle, die auf einem See schwimmen, entzündet. Von Düffel zu diesem atemraubenden Inferno: „Das könnte auch hier passieren.“ Dabei erinnert er sich an eine Klimademonstration in Berlin, die er mit einer seiner beiden Töchter (von denen eine Greta heißt, „ein Zufall“): „Da wehte der beißende Geruch brennender Wälder zu uns herüber“. Von Düffel kennt die letzten heißen Sommer in diesem Teil Deutschlands, er lebt in Potsdam, in Witzen als Wüste bezeichnet.

Dies alles fließt ein in „Der brennende See“, ein „Roman über die Generation zwischen den Generationen“, die mehr oder weniger rat- aber nicht tatenlos agiert. Während einer Lesung wurde der Autor mal gefragt, ob dies denn nun Umweltliteratur sei. Von Düffel: „Da war ich zuerst irritiert, aber wenn man das so sehen möchte …“ Sein bei Dumont erschienener Roman umfasste ursprünglich 500 Seiten: „Jetzt sind’s 320“.

Seine Romanheldin kommt „ins Schwimmen“

Seine Protagonistin heißt Hannah. Es geht um das Erbe des verstorbenen Vaters, auch um das geistige und moralische. Wie damit umgehen? Annehmen? Ablehnen? „Ich wollte eine Heldin, die nicht besserwisserisch ist“, beschreibt von Düffel sein Schreiben. Schöne Wortschöpfung in diesem Zusammenhang: Gewissensakrobatik. Seine Hannah kommt „ins Schwimmen“, droht unterzugehen in der Gegenwart, wobei sie alles genau beobachtet. Und dann ist da noch Julia, die Umweltaktivistin. Motto der Mädchen: „Wir tun etwas gegen das Nichtstun“. Dies alles spielt in einem „sehr trockenen April“. Von Düffel „Ich bin gespannt, wie der kommende sein wird.“