„Jrün erst recht“: Ganz entspannter Kinderkarneval
Den Zug im Südpark gestalten Menschen mit und ohne Behinderung für kleine Kinder. Nicht nur das macht ihn besonders.
Auf den ersten Blick sah der traditionelle Umzug im Südpark, der am Freitag um 10.10 Uhr stattfand, genau so aus wie jeder andere auch. Die 15 Wagen und Fußgruppen zogen durch die engen Wege im Südpark — beginnend vom Haus Deichgraf und endend am „Höfchen“ — und ließen sich vom vollen Wegesrand aus von meist vier- bis achtjährigen verkleideten Kindern und ihren Eltern bejubeln.
Doch die Stimmung war ein wenig entspannter als bei vielen anderen Zügen. Die Fußgruppen warfen die Kamelle nicht, sondern drückten sie den Kindern direkt in die Hand, und auch wenn es bei dem großen Zulauf sehr eng wurde, drängelte niemand oder ließ Streitereien zu.
Verantwortlich für den Umzug im Südpark ist die Werkstatt für angepasste Arbeit (WfaA). Bei der Werkstatt kümmern sich Menschen mit Behinderung das Jahr über möglichst selbstständig um die Pflege des Südparks, bearbeiten die Gärten, versorgen die Tiere oder stellen in der Werkstatt Deko-Artikel aus Holz her.
In der Zeit vor Karneval schlossen sich 200 Mitarbeiter in Kleingruppen zusammen, um Wagen zu bauen. Das Motto des Umzugs war „Jrün erst recht“, in Anspielung an das Düsseldorfer Motto „Jeck erst recht“, und sollte anlässlich des 30-jährigen Jubiläums der Südparkpflege der WfaA auch ein politisches Statement für Umweltschutz sein. Viele Wagen orientierten sich daran. Eine Fußgruppe nahm sich einen bewussten Umgang mit Seen und Flüssen zum Thema und beschriftete ihr Banner mit „Wir sitzen im selben Boot“. Auch die Idee, dass Kamelle eher gereicht, als geworfen werden, ist ein Zeichen gegen Verschwendung.
Andere Gruppen verkleideten sich wie Science-Fiction-Figuren und bauten die E-Karre zum Raumschiff um, oder verkleideten sich mit selbstgebastelten Kostümen als Tetris-Steine. Eine Schulklasse der Franz-Marc-Förderschule lief als Fußgruppe mit. „Mein Sohn Paul ist seit 5.30 Uhr wach, weil er so aufgeregt ist“, erzählte die 49-jährige Christina Arnold, deren 12-jähriger Sohn und Schüler eben jener Schule als Clown verkleidet mitlief. „Karneval ist das perfekte Fest für die Kinder. Sie lieben es, sich zu verkleiden und eine Rolle zu spielen“, sagte sie.
Auch ein Prinzenpaar grüßte die Kinder vom Zug aus. Jan I. und Saskia I. arbeiten auch für die WfaA im Südpark. Saskia (20), die bei der Gartenarbeit hilft, war schon oft beim Umzug und ist wieder begeistert: „Die Stimmung ist dieses Jahr einfach besonders gut.“
Gerade weil es hier so entspannt zugeht, wurden hier viele kleinere Kinder mitgebracht, die ihre ersten Erfahrungen mit Karneval machen können. Die 45-jährige Olga Finkeier war mit ihrem Sohn Mika (4) zum ersten Mal beim Südparksumzug: „Für die kleinen Kinder ist es super hier, so ganz ohne Stress. Und es ist toll, wie viel Mühe sich die Menschen hier machen.“
Begleitung Cornelia Mark fügte hinzu: „Ich finde es überhaupt sehr gut, dass man so mit Menschen mit Behinderung zusammenkommt und sie integriert werden.“
Auch beim großen Rosenmontagszug sollen sie noch mehr integriert werden. Zwar nicht mit der genauen Aufstellung dieses Zuges, doch mit „Gemeinsam Jeck“ beteiligt sich auch dort ein Verein, bei dem sie sich miteinbringen können.