Kammerevert und Giegold vertreten Düsseldorf in Europa

SPD und Grüne senden je einen Kandidaten nach Brüssel.

Kammerevert und Giegold vertreten Düsseldorf in Europa
Foto: Judith Michaelis

Düsseldorf. Wenige Sekunden nach 18 Uhr gibt es am Sonntag zum ersten Mal großen Jubel im Rathaus. Die SPD-Mitglieder verfolgen die erste bundesweite Prognose für die Europawahl. Die Partei hat sieben Prozent zugelegt und zugleich ist klar: Die Düsseldorferin Petra Kammerevert zieht vom komfortablen Listenplatz 14 aus in das europäische Parlament ein.

Erster Gratulant: ihr Mann Matthias Kneller. Auch Parteichef Andreas Rimkus umarmt die 47-Jährige. „Es ist ein wunderbares Ergebnis. Wir haben einen tollen Wahlkampf gemacht und hatten mit Martin Schulz einen großartigen Kandidaten“, sagt sie. Rimkus freut sich zudem über das gute Abschneiden in Düsseldorf. „Wir sind auf Augenhöhe mit der CDU. Wir haben es geschafft, die Europa- und die Kommunalwahl zu verknüpfen und haben deshalb bei beiden Wahlen gut abgeschnitten.“

Ernüchterung dagegen bei der CDU, die aus Düsseldorf keinen eigenen Kandidaten ins Rennen geschickt hatte. „Das ist kein sehr gutes Ergebnis. Wir haben einige Stimmen an die AfD verloren“, sagt Parteichef Thomas Jarzombek. Die Gewinne der SPD gibt er zudem zu, sagt aber auch: „Sie lag auf sehr niedrigem Niveau.“ Fraktions-Vize Andreas Hartnigk zeigt sich überrascht vom Europa-Ergebnis. „Wir haben schlechter abgeschnitten als ich das erwartet hätte. Die AfD ist bundesweit erschreckend stark, und ich hätte mir in Düsseldorf einen größeren Abstand zur SPD gewünscht.“ Mit 33,3 Prozent hat die Partei in Düsseldorf gut drei Punkte zur letzten Europawahl verloren, die SPD kommt dagegen auf 30,7 Prozent, legt fast zehn Prozent zu.

Noch länger sind die Gesichter bei der FDP, die bundesweit auf gut drei Prozent kommt. „Es gibt viel zu tun“, sagt Burkhard Hirsch, ehemaliger Vizepräsident des Deutschen Bundestages, mit zerknirschter Miene. Dass Marie-Catherine Meyer auf Listenplatz 50 als einzige FDP-Kandidatin aus Düsseldorf nicht ins Europäische Parlament einzieht, war allerdings vorher klar. Parteichefin Marie-Agnes Strack-Zimmermann betonte dagegen das deutlich bessere Abschneiden der Partei mit 6,2 Prozent in Düsseldorf. „Darauf können wir aufbauen.“ 2009 lag die Partei allerdings noch bei 15,2.

Mit Sven Giegold von den Grünen zieht noch ein zweiter Düsseldorfer ins Europäische Parlament ein. Als Spitzenkandidat der Partei verfolgte er die Hochrechnungen allerdings in Berlin. Stefan Engstfeld, europapolitischer Sprecher der Grünen-Fraktion im Landtag, war vor allem mit dem Abschneiden in Düsseldorf zufrieden. Bundesweit hätte die Ukraine-Debatte der Partei vermutlich Stimmen gekostet.

Auch Parteichefin Mona Neubaur freut sich über ein deutlich zweistelliges Ergebnis mit 12,7 Prozent. „Die Delle bei der Bundestagswahl konnten wir so schon ein wenig ausgleichen.“ Erschreckt ist sie allerdings darüber, dass nun die NPD im Europäischen Parlament vertreten sein wird.