Oscars der You Tube-Szene: Rapper Kollegah räumt gleich drei Preise ab

Mit Glanz und Glamour wurden die besten Online-Videos ausgezeichnet.

Düsseldorf. Wenn die Oscars der You Tube-Szene im Capitol-Theater verliehen werden, treffen sich all die einmal live und in Farbe, die sich sonst nur aus dem Netz kennen. Internet-Stars mit Namen wie Aleksi Beksi, LeFloid, Y-Titty, Gronkh oder Dr. Allwissend.

Gemeinsam ist ihnen eine stetig wachsende Zahl an Abonnenten ihrer Kanäle, die so manchen Fernsehmacher neidisch macht. So können sowohl die Comedy-Truppe Y-Titty als auch Gronkh, der Urvater des Genre Let’s Play, unglaubliche drei Millionen Abonnenten bei You Tube verbuchen.

War die Verleihung des ersten Webvideopreises 2011 noch eine kleine Nischen-Veranstaltung in einem Essener Programmkino, so gleicht sie drei Jahre später immer mehr einer exklusiven Film-Gala. Roter Teppich, Blitzlichtgewitter, Schaulaufen der Stars, Anzug und Abendrobe, kreischende Fans — alles inklusive.

Moderatoren des Abends sind die Pro Sieben-Aushängeschilder und Grimme-Preisträger Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf, die freimütig bekennen: „Wir wissen, dass wir von einem anderen Stern sind. Danke, dass wir trotzdem hier sein dürfen.“ Gut, dass die beiden in ihrer TV-Show „Circus Halligalli“ daran gewöhnt sind, auf spontane und anarchische Momente zu reagieren, denn der Abend bringt auch sie an den Rand ihrer Fassung, als ein Darsteller auf der Bühne die Hose herunterlässt.

Ein unangenehmer Moment in einer sonst runden Veranstaltung, bei der erneut klar wurde, dass sich in diesem komischen Internetz nicht nur Bekloppte, Trolle und Katzenfans tummeln. Abseits von den Mainstream-Medien hat sich eine ganz eigenständige kreative Szene aufgetan, die nicht mehr darauf wartet, dass angestaubte Sendeanstalten ihre Themen entdecken. Eine Szene, die stattdessen selbst hingeht und eigene Formate produziert. Die sind technisch und dramaturgisch vielleicht nicht immer auf dem höchsten Level, aber kurzweilig, unterhaltsam und vor allen Dingen frisch sind sie allemal.

In den insgesamt 13 Kategorien wurden über 7000 Clips eingereicht, von denen es schließlich 78 in die finale Auswahl schafften. Zur einen Hälfte bestimmte dabei die Fan-Community, zur anderen eine Jury aus Academy-Mitgliedern. Die Kategorien reichten von „LOL“ für das lustigste Netzvideo bis zu journalistischen oder dokumentarischen Formaten in der Kategorie „FYI“. Die weniger begehrte Auszeichnung „Silberner Sellerie“ für das schlimmste Netzvideo ging übrigens an die Polizei NRW für einen haarsträubenden Rap-Clip zur Nachwuchskräfte-Werbung.

Abräumer des Abends ist Rapper Kollegah. Er erhält in der Kategorie „Newbie“ den ersten seiner insgesamt drei Preise für den enorm erfolgreich gestarteten Kanal „Bosshaft TV“.