Kanadierin demonstriert gegen Eon
Eine junge Grafikerin überreichte am Freitag in der Konzern-Zentrale einen selbst gemachten Comic und zwei Kunstwerke.
Düsseldorf. Eine 29-jährige Kanadierin ist am Freitag extra von ihrem Wohnort Brüssel nach Düsseldorf gekommen, um vor der Eon-Zentrale gegen die Abholzung für eine Biogasanlage zu demonstrieren: Doch die Grafikerin Rebecca Rosen protestiert nicht nur gegen den Energiekonzern, sie hat gleichzeitig zwei Kunstwerke im Gepäck, die sie der Kunstsammlung von Eon und damit also auch dem Museum Kunst-Palast schenken will.
Hintergrund: Im südfranzösischen Örtchen Gardanne bei Marseille wandelt der französische Konzernableger Eon France sein Kohlekraftwerk in eine Biomasse-Anlage um. Vor Ort gibt es starke Proteste wegen der damit verbundenen Verbrennung von großen Mengen Holz. Dies soll teilweise aus Kanada importiert werden. Kritiker warnen vor überbordenden CO2-Emissionen und starker Luftverschmutzung vor Ort.
Nun steht Rebecca Rosen mit zwei Protestplakaten vor dem Haupteingang der Eon-Zentrale am Ehrenhof. „Stoppt das Biomassaker“ steht wortspielerisch auf dem einen Plakat. Auf dem anderen ist ein Baum zu sehen mit einem schimpfenden Gesicht sowie dem etwas unflätigen Ausruf „E.ON F. OFF“. Rebecca hat englischsprachige Flugblätter dabei. Einer Dame, die das Eon-Gebäude betritt, reicht sie eines der Papiere. Die Frau nimmt das Blatt nicht an.
Nun begibt sich die mit einem geblümten Anorak gekleidete Demonstrantin mit schwarzem Rucksack auf dem Rücken und den Plakaten in Händen in die Höhle des Löwen. Dort blickt sie in etwas irritierte Gesichter von zwei Frauen, die hinter dem Rezeptionsschalter sitzen. Ein Sicherheitsmitarbeiter rückt an. Einen Hausverweis spricht er aber nicht aus.
Eine Dame an der Rezeption telefoniert einen Ansprechpartner herbei. Doch der kann nichts zu dem Projekt sagen, nur zu dem seiner Meinung nach verantwortungsvollen Umgang des Energiekonzerns mit natürlichen Ressourcen. Doch Rosen befürchtet, dass in Gardanne ein Paradies zerstört wird, sagt sie uns später im Gespräch. Ihr Freund stamme aus dem Ort und sie wollten beide einmal in der dortigen Idylle leben.
Georg Oppermann, Mitglied der Unternehmenskommunikation, kommt dazu. Beide Herren nehmen nun einen von Rebecca Rosen selbst gezeichneten und getexteten Comic entgegen, der die beklagten Umweltsünden in Wort und Bild wiedergibt. Auch zwei gerahmte Bilder wechseln den Besitzer: Das eine stammt von Eric Ferrier und zeigt eine Fabrik in Monster-Gestalt mit Raubtierzähnen, die sich in die Landschaft verbeißen. Das andere Bild, gemalt von Fanny Pageaud, zeigt einen Baumstumpf, dessen Schnittfläche aussieht wie eine Euro-Münze. Diese Bilder wolle sie dem Museum Kunst-Palast schenken. Da dieses aber gesagt habe, keine Kunstgeschenke annehmen zu dürfen, wendet sich Rosen direkt an den Kunst-Sponsor Eon.