Düsseldorfer Narren fürchten eine Lärm-Zensur
Der Vorfall bei der Tonnengarde ist kein Einzelfall. Das Ordnungsamt schritt schon öfter in der Session ein.
Düsseldorf. Jubelnde Jecken auf Karnevalsveranstaltungen. Wenn es nach dem Willen einiger Anwohner geht, dann wird es das in Zukunft nach 20 oder 21 Uhr nicht mehr geben. Wie die WZ berichtete, stand am Mittwoch bereits um 20.45 Uhr das Ordnungsamt bei der Brauhaussitzung der Tonnengarde Niederkassel im Alten Bahnhof am Belsenplatz auf der Matte und forderte die Veranstalter auf, die Musik leise zu machen. Der Ärger bei den Verantwortlichen war natürlich groß. Später wurde die Sitzung ganz abgebrochen.
Doch nicht nur die Tonnengarde hat Grund, sich zu beklagen. Am vergangenen Freitag etwa hat die KG Räbbelche auf dem Schützenplatz in Wersten gefeiert. Auch dort beschwerten sich Anwohner — um 21.30 Uhr rückte das Ordnungsamt an. „Dabei hatten wir eine Genehmigung, bis um 1 Uhr in der Nacht Musik zu spielen“, klagt Rainer Fuhrmann, Präsident und Literat des Vereins. Doch die Amtsleute zeigten sich davon nicht beeindruckt, die Lautstärke musste gedrosselt werden. Fuhrmann: „Danach spielten noch zwei Musikgruppen, die Stimmung war leider nicht mehr so wie vorher.“ Ein großes Problem stelle übrigens auch das Nichtraucherschutzgesetz da: „Es stehen dann immer 50 bis 60 Leute vor der Tür, und die machen auch Lärm.“
Der Verein sucht nun nach anderen Räumlichkeiten. Früher wurde immer im Klarenbach-Haus gefeiert. Doch das Gebäude wurde anderweitig vermietet und nun ist kein Platz mehr für die Räbbelche. Mittelfristig ist aber eine andere Lösung in Sicht: „Wir warten auf die Kombi-Halle hinter der Schule an der Itterstraße. Oberbürgermeister Thomas Geisel hat uns versprochen, dass bald gebaut wird“, freut sich Fuhrmann.
Noch schlimmer hat es „De 11 Pille“ in Angermund getroffen. Beim Hoppeditz-Erwachen am 9. November kam das Amt sogar schon am hellichten Tag: „Um 13.30 Uhr hat die Band BoB gespielt und um 14 Uhr kam das Ordnungsamt reingeschneit“, erinnert sich Hoppeditz Tim Küsters, „die Musik musste so leise gemacht werden, dass viele Gäste gegangen sind, weil die Stimmung weg war.“
„Wenn die Gäste wegbleiben, trifft uns das empfindlich, weil wir mit den Einnahmen aus solchen Veranstaltungen auch die Jugendarbeit finanzieren“, sagt Tonnengarden-Geschäftsführer Dino Conti Mica, „allein in dieser Session haben wir dafür knapp 8000 Euro ausgegeben. Mir graut es jetzt schon vor unserer Dorfsitzung am 1. Februar in Niederkassel, dort hatten wir auch schon einmal ähnliche Probleme.“
CC-Präsident Josef Hinkel findet zu all dem deutliche Worte: „Es trifft mal wieder die kleinen Vereine und den Kneipenkarneval. Wenn man da aber schon um 22 Uhr Schluss machen muss, dann stirbt der Karneval.“ Und Karnevals-Urgestein Hermann Schmitz hält eine Überraschung für die Oberkasseler parat: „Ich komme Karnevalssonntag mit allen Blaskapellen dieser Stadt zum Alten Bahnhof und dort geben wir dann ein Konzert.“