Karneval in Düsseldorf Die ersten Schritte im Karneval
Düsseldorf · Bei der Schnuppersitzung der KakaJu im Henkel-Saal präsentieren sich junge und nicht mehr so junge Talente erstmals dem Publikum.
Wenn neue Talente im Düsseldorfer Karneval Fuß fassen wollten, dann ging das bisher nur über die Vorstellabende des Literarischen Komitees. Dort stellte sich der Nachwuchs vor und im Publikum saßen die Literaten der Vereine und entschieden mit ihren Buchungen, ob die Künstler in den kommenden Jahren in Düsseldorf auf der Bühne stehen dürfen. Wegen mangelndem Interesse bei den Vereinen war damit aber 2018 Schluss. Damit fielen auch die Vorstellabende im Karneval und die Talentförderung aus.
Doch nun springt die KakaJu (Karnevalsfreunde der katholischen Jugend) in die Bresche und übernimmt mit der Schnuppersitzung die Talentförderung in der Landeshauptstadt. „Wir wollten weg aus dem sterilen Hinterzimmer einer Gaststätte und die Talente unter realen Bedingungen einer Sitzung testen. Und selbst wenn ein Talent mal nicht so gut ankommt, dann findet es hier ein Publikum, dass es nicht direkt ausbuht“, sagt Sven Gerling, Literat der KakaJu. Und auch Sitzungspräsident Thomas Puppe schwor das Publikum ein: „Denkt dran, die Leute hier haben noch keine Bühnenerfahrung.“ Zahlreiche Bewerbung gingen bei dem Karnevalsverein ein und daher trafen die Verantwortlichen schon eine Vorauswahl.
Damian Andres ist kein richtiger Bühnenfrischling
Den Anfang machte Damian Andres. Mit 14 Jahren ein wirkliches Nachwuchstalent aus St. Vieth im Osten der Provinz Lüttich in Belgien. Er hält eine lustige Rede und stellt fest, dass seine Eltern eigentlich ganz nett sind, weil er sich mal mit ihnen unterhalten musste, als zu Hause das Internet ausgefallen war. „Außerdem ist die Pubertät nur erfunden worden, damit den Eltern der Abschied von den Kindern nicht so schwer fällt.“ Und einen Tipp hatte er auch noch für das Publikum: „Einfach vor dem Sterben noch rasch einen Sack Mais essen. Das sorgt zumindest im Krematorium noch für gute Stimmung.“
Nervös wirkt der Schüler nicht. Er trägt selbstsicher und ohne sich zu verhaspeln seinen Text vor. Ein richtiger Bühnenfrischling ist Damian aber nicht. Sein Vater sorgte vor vielen Jahren schon als „Ne bonte Pitter“ im Karneval für Furore. Das Karnevalsgen hat er an seinen Sohn weitergegeben. „Aber ich mache das aus Spaß an der Freud, nicht wegen Papa“, betont Damian. Mit sieben stand er in der Schule erstmals auf der Bühne. Mit acht Jahren trat er bei einer Benefizveranstaltung vor 600 Leuten auf. „Das hat mir so gut gefallen, dass ich im Karneval Fuß fassen möchte.“ Jetzt tingelt er mit seinem Papa durch die Säle, allerdings dosiert. „Mehr als ein dutzend Auftritte in der Session sind nicht drin. Die Schule hat Vorrang. Aber vielleicht schafft er später mal den Sprung auf die großen Bühnen“, sagt Edgar Andres. Die Reden schreiben die beiden zusammen. „Aber ohne die Zustimmung meines Sohnes kommt nichts in die Rede.“ Die Gagen für seine Auftritte investiert Damian in sein Hobby, denn er liebt Legosteine: „Ich baue gerade einen großen Hafen.“ Einen YouTube Kanal betreibt er auch. Unter „The Yellow Brick - der kreative Klemmbaustein“ kann man ihm beim Basteln zuschauen.
Ihren allerersten Auftritt im Karneval haben an diesem Abend Martina Hartwig (52) und Martina Preuße (52) alias Erna Kachelinski und Ilse Piepenkötter als die Parkettengel von der Firma „Blitz und Blank“. Sie führen ein Zwiegespräch über ihre Erfahrungen in der Ehe und erzählen Geschichten aus dem leben. Dabei versuchen sie, das Publikum in ihren Vortrag einzubinden. Das kommt bei den Jecken aber nur bedingt an, aber die Parkettengel werden sicherlich auch ihre Nische im Karneval finden.
In ihrer Heimatstadt Iserlohn haben sie bereits Bühnenerfahrung als Laienschauspieler gesammelt. Aber die Stadt im Sauerland ist nicht gerade als Karnevalshochburg bekannt. „Dort gab es mal alternative Karnevalssitzung aber das ist schon lange vorbei“, sagt Martina Hartwig. Daher treten sie überwiegend bei Schützenfesten oder Geburtstagen auf. „Uns hat es hier im Henkel Saal sehr viel Spaß gemacht und wir hoffen, dass wir ein paar Buchungen bekommen.“ Zumindest gab es schon eine Anfrage nach ihrem Auftritt.