Düsseldorf. Vor Karstadt bietet sich am Montagmorgen ein düsteres Bild. Rund 80 Mitarbeiter, viele schwarz gekleidet, halten eine Mahnwache für ihr von der Insolvenz bedrohtes Kaufhaus. Sie halten Schilder hoch, auf denen steht: Wir sind ein Stück Deutschland", "Das Warenhaus lebt" oder "Ohne Karstadt stirbt die Innenstadt." "Die Lage ist auch für mich persönlich sehr bedrohlich", sagt Ilona Romberg aus der Lederwarenabteilung.
Seit 38 Jahren arbeitet sie für Karstadt, jetzt hofft sie, dass der Staat Karstadt doch noch einen Rettungsring zuwirft: "Wenn wir alle arbeitslos werden, muss der Steuerzahler auch für uns gerade stehen", sagt sie.
Seit 1952 sitzt Karstadt an der Schadowstraße, früher gab es auch zwei kleinere Filialen in Garath und Oberbilk. Rund 600 Arbeitsplätze hängen am Haupt- und Sporthaus, sagt Geschäftsführer Christof Sattler: "Und die Kunden hängen an uns, über 18 000 haben schon per Unterschrift ihre Solidarität bewiesen. Das rührt mich sehr."
Während die Karstädter mit ausdrücklicher Genehmigung der Chefs über ihre Sorgen sprechen, gilt das für heiklere Fragen offenbar nicht. Das fällt beim Thema Fusion mit dem Kaufhof ebenso auf wie bei der Debatte, ob Arcandor und Karstadt nicht selbstverschuldet in die Krise gerutscht sind oder ob sich die alte Warenhaus-Idee "Alles unter einem Dach" nicht schlicht überlebt hat. Zur etwaigen Fusion mit dem Kaufhof sagt Sattler: "Natürlich kann man darüber nachdenken."
Und mit Blick auf den Noch-Konkurrenten gleich gegenüber sagt er: "Da wird uns schon eine gute Lösung einfallen." Das wiederum glauben manche seiner Mitarbeiter weniger: "Dann hätten wir im Umkreis von 500 Metern fünf Kaufhäuser eines Konzerns - nie im Leben bleiben die alle bestehen", sagt einer.
Friedrich Conzen, Bürgermeister und Präsident des Einzelhandelsverbandes NRW, kann sich die obere Schadowstraße ohne Karstadt noch gar nicht vorstellen: "Ich glaube nicht, dass Karstadt dort verschwindet, es ist eines der lukrativsten Häuser der Kette", sagt er. Dass freilich - sollte es zur Fusion mit der Kaufhof AG kommen - die beiden unmittelbar benachbarten Kaufhäuser bestehen bleiben, "dass kann ich mir auch nicht vorstellen".
Der Handelsexperte Conzen weiß, dass es für die fünf Kaufhäuser in der Innenstadt - Karstadt sowie die Kaufhöfe an Kö, Wehrhahn, Berliner Allee und das zum Kaufhof-Konzern gehörende Carsch-Haus - seit Jahren immer schwerer wird: "Die Konkurrenz hat in den letzten Jahren enorm zugenommen, schauen Sie nur, wie Peek& Cloppenburg oder Ansons’s aufgerüstet haben, ganz zu schweigen von den Shopping-Malls Kö-Galerie und Schadow-Arkaden", sagt er. Hinzuzufügen wären die riesigen Düsseldorf Arcaden am Bilker Bahnhof und die erst in der Planung befindlichen Ladenflächen auf dem Oronto-Gelände und im Kö-Bogen.
Wasserabgräber für die Kaufhäuser sind aber auch Multimedia-Riesen wie Saturn oder Mediamarkt. Dirk Henckel, Sprecher der Düsseldorfer Einzelhändler und Saturn-Geschäftsführer, setzt trotzdem noch auf Karstadt in Düsseldorf: "Ein sehr erfolgreiches Kaufhaus an einem Top-Standort", sagt er.
Würde es schließen, "hätte das negative Auswirkungen auf alle umliegenden Läden". Auch bei einer Fusion mit Kaufhof müsste kein Haus schließen, glaubt er: "Sie leben doch jetzt auch schon alle seit Jahren nebeneinander her."
Bleibt die Frage, warum dann ausgerechnet der Frequenzbringer Saturn im Kaufhof am Wehrhahn den Auszug plant. Henckel will das offiziell noch nicht bestätigen. Er sagt nur: "Saturn ist eine eigenständige GmbH, wir müssen ständig überprüfen, ob wir an den optimalen Standorten sitzen."