Der härteste Feuerwehrmann

Frank Oesterheld (44) will in Mexiko 38 Kilometer schwimmen, 1800 Kilometer radeln und dann zehn Marathons laufen.

Düsseldorf. Das bisschen Dienstsport hat Feuerwehrmann Frank Oesterheld immer ganz gern gemacht. Das reichte dann aber. Bis der heute 44-Jährige vor neun Jahren mit dem Rauchen aufhörte. "Plötzlich habe ich zehn Kilo zugelegt", erzählt Oesterheld. "Ich fühlte mich total unwohl." Also setzte er sich aufs Rad. Inzwischen nimmt er so ziemlich jeden Extrem-Triathlon mit, den es in Europa so gibt. Und 2010 will er nach Mexiko zum Zehnfach-Ironman. Das heißt: 38 Kilometer Schwimmen, 1800 Kilometer Radfahren und 422 Kilometer Laufen.

Als die bis zu 30 Zigaretten pro Tag damals wegfielen, ging es mit Frank Oesterhelds Kondition steil bergauf. "Ich hatte immer die fixe Idee, meine Eltern mit dem Rad im Berner Oberland zu besuchen." Sein Sohn hatte gerade Spaß am Rennradeln gefunden - so trainierten Senior und Junior gemeinsam und verwirklichten die Idee. "Das hat Riesen-Spaß gemacht", erinnert sich Oesterheld. "Er mit dem Teddy im Rucksack, ich mit dem ganzen Rest. Da wollte ich plötzlich wissen, wie viel ich eigentlich fahren kann, bis ich kaputt bin." 2004 radelte er 600 Kilometer auf Zeit. "Mein erster ansteckender Ultra", sagt Oesterheld. Denn er stellte fest, dass er verdammt viel fahren kann, bis er kaputt ist.

Heute hält sich der 44-Jährige nicht einmal mehr mit dem Extrem-Wettbewerb "Ironman" auf (3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren, einen Marathon über 42,2 Kilometer laufen): "Danach bin ich nicht so richtig fertig."

Zweimal ist der Düsseldorfer Feuerwehrmann beim Dreifach-Ironman in Kiel gestartet und schaffte es zuletzt auf den 14.Platz. Eine besondere Herausforderung war 2007 das Radrennen Paris-Brest-Paris über 1200 Kilometer. "Davon 900 Kilometer im Regen", berichtet Oesterheld. "Nach 600 Kilometern haben wir mal zwei Stunden geschlafen. Immer war es dunkel - das ist nix für den Kopf. Und zwei Wochen vorher hatte ich mir zwei Rippen gebrochen. Ich bin 73 Stunden mit stechenden Schmerzen gefahren."

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Frank Oesterheld hat gelernt, sich das Kaputtwerden schlicht zu verbieten. Wenn es kaum noch geht, stellt er sich vor, dass jemand aus dem Busch kommt und ihn erschießt, sollte er aufgeben. "Manchmal ist es Hardcore, wie man seinen Körper zwingen muss, weiterzumachen."

Grenzen scheint es kaum noch zu geben. Schließlich will Oesterheld im kommenden Jahr den Zehnfach-Ironman bestehen. "Und wenn ich dort starte, dann nicht irgendwie", sagt er. 24-Stunden-Wettbewerbe im Laufen und Schwimmen - das hat er alles schon gemacht. Im Juli startet er in Hamm bei einem Sechs-Tage-Lauf.

Und hat tatsächlich etwas Angst. "Sechs Tage auf der Aschenbahn im Stadion. Das wird eine Reise in mein Ich!" Er weiß, dass die mentale Herausforderung zehnmal größer ist als jeder Muskelschmerz: "Nur wer mit sich im Reinen ist, schafft solche Distanzen. Nicht wer vor Problemen davonläuft", sagt Oesterheld.

Wer in Extremen leben will, muss ausgeglichen sein. Auch privat. Praktischerweise hat Oesterheld seiner Frau inzwischen ein Rennrad geschenkt - der Sohn ist mittlerweile 17 und hat den Sport drangegeben. Also trainiert Frau Ironman mit. Immer Richtung Mexiko. "Wenn ich etwas angefangen habe", sagt Frank Oesterheld, "zählt nur noch: ganz oder gar nicht." Und? Noch Lust auf eine Zigarette? Er lächelt: "Nur nach dem Grillen ..."