Mode Keine Platform Fashion im Januar – die Modestadt Düsseldorf verändert sich

Düsseldorf · Von einer kreativen Pause ist die Rede. Manche Akteure des Mode-Events machen auf eigene Faust weiter.

Wäre wieder dabei gewesen: Modemacher Thomas Rath (r.). Doch 2019 gibt es keine Platform Fashion.

Foto: Mathis Wienand

Thomas Rath hätte diesmal wieder mitgemacht. Da ist sich Jonas Klingenstein, seit fünf Jahren Ausrichter von Platform Fashion, sicher. Der beliebte Tausendsassa auf sämtlichen Modekanälen war oft das Zugpferd im Programm des Show-Programms parallel zur Modemesse Igedo Gallery.

Doch es wird im Januar aller Voraussicht nach keine Schauen geben. Zumindest nicht im Areal Böhler auf der Platform Fashion. Die befindet sich, so heißt es lapidar auf Facebook: „In a special mood“. Frei übersetzt: Sie ist gerade nicht in bester Stimmung. Klingenstein: „Wir haben uns nach zehn erfolgreichen Saisons eine kreative Pause verordnet.“

Man munkelte schon länger zwischen den Mode-Saisons: Die Branche zöge nicht (mehr) richtig mit. Vermisst wurden zuletzt zugkräftige Label und – besonders mit Seitenblick auf Berlin – Glanz und Glamour, wie ihn viele noch miterlebt haben, in Zeiten, als die Igedo noch die größte Modemesse der Welt war, und in Düsseldorf Karl Lagerfeld oder Vivienne Westwood für Furore sorgten.

Dass die Absage von Platform Fashion jetzt so plötzlich kam, zeigt auch, dass Klingenstein bis zuletzt versucht hat, potente Partner einzuspannen. Dass ihm das in gerade für die Modebranche schwierigen Zeiten nicht gelingen wollte, verwundert wenige. Klingenstein: „Es ist auch eine unternehmerische Entscheidung.“ Die habe er „mit einem lachenden und einem weinenden Auge“ getroffen: „Aber Veränderung ist ja auch gut.“ Die Stadt hat Platform Fashion anfangs sowohl ideell als auch finanziell unterstützt – in den letzten Jahren jedoch nicht mehr.

Ganz platt machen will Klingenstein seine Platform Fashion aber nicht, sondern nach eigener Aussage wiederkommen: „Doch wir brauchen jetzt Zeit, um unser Konzept neu auszurichten. Wir haben schließlich ein Level erreicht, das wollen wir nicht unterschreiten“, betont er.

Mode-Akademie will ihre Talent-Show im Schauspielhaus zeigen

Igedo-Geschäftsführerin Ulrike Kähler, Managerin der Modemesse Gallery im Areal Böhler, sieht’s gelassen: „Wir haben immer eng und gut mit der Platform Fashion zusammengearbeitet und voneinander profitiert. Aber wir sind zwei eigenständige Unternehmungen. Unser Geschäft läuft unabhängig von den Shows gut, auch, was die Belegungen für die kommende Messe betrifft.“ Aber auch Kähler weiß: „Es ist schwerer geworden in unserer Branche, jemanden für ein Konzept zu begeistern.“

Zum Show-Kalender gehörte auch die Graduate Fashionshow der Akademie Mode und Design. Die Modeschule hat erst vor etwa zwei Wochen erfahren, dass die Präsentation auf dem Areal Böhler nicht mehr stattfinden kann. Die nicht nur beim Nachwuchs beliebte Talent-Show brauchte also ganz schnell eine neue Bühne. Die fand sie dort, wo sie schon vor Jahren einmal zu Gast war, im Schauspielhaus am Gustaf-Gründgens-Platz.

Das Schauspielhaus ist zwar immer noch eine Baustelle, aber gerade die etwas unfertige Atmosphäre passt gut zu den oft avantgardistischen Abschluss-Arbeiten der künftigen Designer. So wird der Umzug auch nicht als Notlösung gesehen. AMD-Direktorin Christine Kubatta verspricht: „Unsere Exit.19 wird eine kreative Inszenierung statt klassischer Modenschau“ – ergänzt durch prämierte Modelle einer Kooperation mit Oeko-Tex zum Thema Nachhaltigkeit.

Ob auch andere ehemalige Teilnehmer der Platform Fashion nun ihr eigenes Ding machen, ist fraglich, nicht nur wegen der Kurzfristigkeit, auch wegen des Mehraufwands an Zeit, Geld und Manpower. Die Platform Fashion lieferte ein Gesamtpaket: Location, Laufsteg, Models, Lichtkonzept und Make up-Team.

Wie es nun weitergeht? Nach kreativer Pause klingt Klingenbeil nicht, wenn er sagt: „Gespräche führen, Meinungen und Anforderungen der Partner sammeln, Stimmungen erspüren.“ Der Mode-Manager könnte sich beispielsweise auch eine Beauty-Präsentation auf dem Laufsteg vorstellen. Entsprechende Anfragen gab es bereits.

Ein Publikums-Erfolg im Platform-Programm war auch die Breuninger-Modenschau für ein breites Publikum, eigentlich ein Fremdkörper im Programm einer Fachmesse, wo schon für übermorgen geordert wird. Das schwäbische Luxus-Modehaus in Stuttgart wurde ebenso von der Absage überrascht. Ob man an einem alternativen Show-Konzept arbeitet, etwa am Kö-Bogen? Dazu gebe es keine kurzfristige Aussage, erklärt Breuninger-Sprecher Christian Witt im Mutterhaus in Stuttgart. Aktuell sei keine Modenschau zur Messe geplant.

Mittelfristig will Klingenbeil jedoch wieder mit starken Ideen überraschen: „Wir sehen uns schnellstmöglich wieder – hier, dort oder an anderer Stelle.“ Etwa in Berlin? „Bisher hat sich noch kein potenzieller Partner gemeldet. Aber man soll ja niemals nie sagen.