Düsseldorf Kö-Bogen: Grundstückspoker gefährdet Zeitplan

Offen ist auch die denkmalrechtliche Frage, wie nah die geplanten Ingenhoven-Gebäude dem Schauspielhaus kommen dürfen.

Die neue Gebäudekante würde auf Höhe der Mauern liegen (eingekreist). Zum Vergleich...

Foto: JM/Simulation: cadman

Düsseldorf. Die Dauerbaustelle Kö-Bogen wird sich wohl länger hinziehen als geplant. Der anknüpfende Umbau der Schadowstraße könnte damit ebenfalls verschoben werden, zum Leidwesen der baustellengeplagten Anlieger.

...die Ingenhoven-Simulation.

Foto: JM/Simulation: cadman

Zwei Hindernisse stehen dem Bau des so genannten Ingenhoven-Tals im Weg, das im März 2018 fertig sein soll. Zum einen der Grundstückspoker zwischen Stadt und Investoren, zum anderen die denkmalrechtliche Frage, wie nah der größere der beiden Bauten von Architekt Christoph Ingenhoven dem Schauspielhaus kommen darf.

Zwischen Investoren und Stadt sind die Fronten verhärtet. 100 Millionen Euro will OB Thomas Geisel für die rund 2000 Quadratmeter umfassenden städtischen Grundstücke am Gustaf-Gründgens-Platz. Im Rathaus argumentiert man, dass das Projekt ohne die eigenen Grundstücke nicht zu realisieren sei. Eine wichtige Einnahme wäre das für die klamme Stadtkasse. Angeboten wurden bislang jedoch nur 30 Millionen Euro.

Frühestens im Herbst rechnet man im Rathaus mit einer Unterschrift, es könnte auch Ende des Jahres werden. Dann sollte jedoch bereits die Tiefgarage abgerissen werden, was nun immer fraglicher wird.

Hinzu kommt, dass erst nach einer Einigung notwendige politische Beschlüsse gefasst werden können, die ebenfalls viele Wochen Zeit brauchen. Unter anderem muss ein städtebaulicher Vertrag zwischen Stadt und Bauherr geschlossen werden, um bestimmte Vorgaben festzulegen. Zuletzt muss der Rat für den neuen Bebauungsplan einen Satzungsbeschluss fassen.

Auf Investorenseite gibt Winfried Siebers als Vorstand der Development Partner AG (mit Centrum größter Grundstückseigentümer) zu: „Der Zeitplan wird wohl tangiert. Logisch bei dieser Entwicklung.“ So wundere er sich über die geforderte Summe, in der Denkmal-Frage liege eine weitere Stolperfalle. Und bevor die nicht beseitigt ist, werden die Investoren sicher keinen Vertrag unterschreiben.

Deshalb will die Stadt diese Hürde als erstes aus dem Weg räumen. OB Geisel trifft sich am Mittwoch mit Landeskonservatorin Andrea Pufke. Im Kern geht es um drei Mauern, die abgerissen werden müssten, da die neue Gebäudekante mitten durch sie hindurchlaufen würde. Laut Pufke gehören die Mauern zum Gesamtensemble Schauspielhaus. Sie würden im Sinne des Architekten Bernhard Pfau als Abstandshalter dienen und den Rand des Platzes markieren. Einigt man sich nicht, müsste ein Ministerentscheid folgen.

Für Stadtplaner und Architekt Edmund Spohr handelt es sich um eine hochsensible Angelegenheit. „Das Herz Düsseldorfs wird neu gestaltet.“ Deshalb müsse genau geprüft werden, ob die aufs Schauspielhaus abgestimmte Proportion des Platzes gewahrt bleibt und er „nicht zum Hinterhof wird“.

Auf Luftbildern sei gut zu sehen, wie der Vorplatz die geschwungene Form des Schauspielhauses aufnehme. Auch die Wirkung der enormen Gebäudehöhe und -masse müsse bedacht werden. Zwar nimmt Ingenhoven auf der Seite zum Gründgens-Platz hin die Höhe des Schauspielhauses von 20 Metern auf, zur Schadowstraße hin steigt das Dach jedoch auf 29 Meter an.

Um sich ein realistisches Bild machen zu können, muss laut Spohr jede Möglichkeit genutzt werden. „Dazu braucht man ein Modell, Simulationen zeigen oft geschönte Verhältnisse.“

Bei allen Vorzügen der Libeskind-Gebäude habe man dort die ursprüngliche Häuserflucht an der Hofgartenallee nicht berücksichtigt, so dass das Gebäude zu nah an den Hofgarten herangerückt ist. „Der Fehler sollte nicht wiederholt werden.“