Kö-Treiben: Zehntausende feiern traumhaft jeck

In der Sonne strahlen die selbst gebastelten Kostüme auf der Kö doppelt schön. Wie immer blieb alles friedlich.

Sogar die Körpergröße stimmt: Dieser Gandalf misst über zwei Meter.

Foto: David Young

Düsseldorf. „Wir haben das Traumwetter mitgebracht“, behauptete Iris, Chefin der Kö-Blömsches, ganz selbstbewusst. Na gut, im Karneval darf man nicht jedes Wort auf die Waagschale legen. Aber der Garten, den die 30 Narren aus Wersten zum Kö-Treiben aufgebaut hatten, passte zu den Frühlingsgefühlen, die am Sonntag beim Straßen-Karneval aufkamen. Zehntausende feierten gut gelaunt und friedlich auf der Kö.

Die Kostüme für ihre Baumgruppe bastelte Jennifer Brahm alle selbst.

Foto: David Young

Viele davon hatten wieder eine Menge Zeit und Fantasie investiert, um beim Straßen-Karneval groß rauszukommen. Wie Oliver, der als wandelnder Schlossturm eines der beliebtesten Fotomotive war. „Das waren 80 Stunden Arbeit und 50 Euro Material“, verriet Oliver, der aber auch ein bisschen enttäuscht war: „Vor mir muss es schon einmal jemanden gegeben haben, der die Idee hatte.“

Ganz schön edel: Susanne und Jörg in ihren venezianischen Original-Kostümen.

Foto: David Young

Wie man mit einfachsten Mitteln ein tolles Kostüm zaubert, machte Frank vor, der als Magier Gandalf eine echte Erscheinung war: „Vier Decken für einen Euro und den Zauberstab habe ich im Grafenberger Wald gefunden.“ Das Gardemaß von 2,01 Metern muss man natürlich von Natur aus mitbringen: „Mit Hut sind es sogar 2,50 Meter.“ Wahrscheinlich das höchste Outfit auf der Königsallee.

Ganz edel flanierten Susanne und Jörg in ihren venezianischen Kostümen über den Boulevard. Sie kamen allerdings kaum voran, weil sich etliche Narren mit dem Ehepaar fotografieren lassen wollten. „Die Kostüme haben wir vor zwei Jahren aus Venedig mitgebracht“, erklärte Jörg. Rund 500 Euro haben sie damals gekostet. Das Ehepaar aus Willich hat zu der Stadt der Gondeln eine besonders innige Beziehung: „Jedes Jahr fahren wir ein oder zwei Mal nach Venedig. Es ist wunderschön dort.“

Sehr hübsch auch die großen Gruppen, die sich gemeinsam auf den großen närrischen Tag vorbereitet hatten. Wie die 16 „neuen Bäume für Düsseldorf“, die sich durch den Trubel kämpften. „Ich hatte die Idee nach dem Sturm Ela“, berichtete Jennifer Brahm, die ihre Freunde aus Bilk damit sehr schnell begeistern konnte. Zwei Wochen lang wurde gemeinsam geschneidert, bis alle Bäume passten. Am Montag beim Zoch werden es sogar 22 sein.

„Wir möchten, dass die Leute beim Feiern auch ein bisschen nachdenken“, sagte ein Jeck der KG Fritz aus Friedrichstadt. Die Truppe hatte sich das Motto „Wut-Burger“ ausgesucht. Als wandelnde Fleisch-Klopse protestierten sie gegen die Dügida-Aufmärsche. Närrische Gesellschafts-Kritik mit Spaß dabei.

Mit einem echten Pferdekopf schmückten die Altbier-Apachen ihr Gefährt, das sie aus drei Motorrädern zusammengebastelt hatten. 30 Erwachsene und 20 Kinder zählt die Gruppe, die von ehemaligen Bilker Pfadfindern und Messdienern gegründet wurde. Den Pferdekopf haben sie bei Ebay erstanden. „Aber das Pferd war schon tot und wird haben den Kopf vorher reinigen lassen“, versicherte einer der Altbier-Apachen.

Ein Trio zum Reinbeißen: Die drei Kostüme von Larissa, Benjamin und Bettina. Sie verkleideten sich als Ferrero Rocher, Küsschen und Mon Cheri. Vor allem Bettina als Kirsche war ganz klar eine süße Versuchung.

Obwohl es auf der Königsallee so voll war wie lange nicht mehr, blieb nach Angaben der Polizei ruhig und friedlich.