Düsseldorf. Vor Betreten des Zimmers wenden Sie sich bitte an eine Pflegeperson. So steht es an einer Zimmertür in der Station A1 im EVK. Wer rein will, bekommt Mundschutz und Kittel verpasst. Im Zimmer liegen Patienten, die sich mit dem Super-Bakterium MRSA infiziert haben.
Was andere Patienten wohl nicht mitbekommen sollen, Fragen werden zögerlich beantwortet. "Sie werden in Düsseldorf kein Krankenhaus finden, in dem es das Bakterium nicht gibt", heißt es lapidar von einem Stationsarzt.
MRSA ist ein Bakterium, das gegen gängige Antibiotika immun und hochansteckend ist, sich rasend schnell vermehrt und unter Umständen tödliche Infektionen verursacht. Infektionen, die sich Patienten häufig im Krankenhaus einfangen - bis zu 800.000 sind es nach Schätzungen in jedem Jahr, etwa vier Prozent aller Patienten infizieren sich mit MRSA.
Auf Intensivstationen liegt die Rate laut einer Allianz-Studie sogar bei 15Prozent, rund 1500 Menschen sterben an einer MRSA-Infektion. Ein Drittel dieser Todesfälle wäre vermeidbar. Übertriebener Einsatz von Antibiotika und Schlamperei in Sachen Hygiene sorgt dafür, dass die Zahlen anstiegen.
Ob und wie viele Patienten sich in Düsseldorf mit dem Super-Bakterium angesteckt haben, ist schwer zu sagen. "Einzelne Infektionen sind nicht meldepflichtig", sagt Gesundheitsamtschef Heiko Schneitler. "Wenn vermehrt Fälle auftreten, wenden sich Krankenhäuser an uns." In der Regel bei mehr als zwei gleichzeitigen Infektionen in einer Klinik.
Wie oft das vorkommt, verrät Schneitler allerdings nicht. Es gibt kein Ranking, welche Klinik besonders gut da steht. Jährlich werden Krankenhäuser aber vom Gesundheitsamt besucht, dabei wird auch das MRSA-Management kontrolliert. Ergebnis laut Gesundheitsamt: "In den vergangenen zwei Jahren gab es keinen Anstieg. Insgesamt ist die Situation in Düsseldorf zufriedenstellend." Aber: "MRSA ist ein Problem der heutigen Zeit."
Im Gerresheimer Krankenhaus beispielsweise wurden im Vorjahr 246 Patienten positiv auf das Bakterium getestet. Untersucht werden dort aber nur Risikopatienten - so wie es in den meisten Düsseldorfer Kliniken üblich ist. Im EVK wurden im Vorjahr etwa 2000 Patienten, die zu dieser Gruppe zählen, auf MRSA untersucht.
"Ein generelles Screening bei allen Patienten wird von uns nicht favorisiert und wäre unter den derzeitigen Rahmenbedingungen für Krankenhäuser auch finanziell nicht zu leisten ", sagt die zuständige Hygieneärztin im EVK, Prof. Dr. Susanne Schweitzer-Krantz.
Eine Untersuchung von allen neu aufgenommenen Patienten gibt es nach eigener Aussage nur am St. Vinzenz- und im Augusta-Krankenhaus sowie im Krankenhaus Elbroich, die zum Verbund Katholischer Kliniken (VKKD) gehören. Generell wird dort bei allen Neuaufnahmen ein Abstrich vorgenommen.
"Sinnvoll wäre es, wenn alle Kliniken ihre stationären Patienten und nicht nur Risikogruppen, auf das Bakterium untersuchen würden", sagt der Weilburger Rechtsanwalt Burkhard Kirchhoff, der bundesweit MRSA-Patienten vertritt. Ein Schnelltest koste wenige Euro und liefere innerhalb von 75 Minuten ein belastbares Ergebnis. Der Jurist glaubt sogar, dass MRSA-Fälle gezielt vertuscht werden - denn Infektionen mit dem Superbakterium kosten Geld. Patienten müssen auf Einzel- oder Zweierzimmern isoliert werden.
Laut Studie kostet die Behandlung pro Patient zwischen 4000 und 9000 Euro Euro zusätzlich. Außerdem erhöht sich die Verweildauer bei einer Infektion um das Anderthalbfache. Reserve-Antibiotika, mit denen auch resistenten Erregern der Garaus gemacht wird, schlagen mit bis zu 130 Euro am Tag zu Buche.