Krankenhaus-Diebstähle in Düsseldorf verdoppelt

Dramatischer Anstieg auf 322 Fälle im vergangenen Jahr. 28-Jähriger wurde nach Verfolgungsjagd verhaftet.

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Düsseldorf. Der Begriff „Ganovenehre“ hat im Lexikon nichts mehr verloren. Inzwischen sind bei vielen Straftätern alle ethischen Hemmschwellen gefallen, wenn es darum geht, an das Geld anderer Leute zu kommen. Längst sind auch Krankenhäuser kein Ort mehr, in dem Patienten sich sicher fühlen können. Die Zahl der Diebstähle in Krankenhäusern ist in den vergangenen Jahren dramatisch gestiegen, von 160 Fällen 2011 bis auf 322 angezeigte Straftaten im vergangenen Jahr (siehe Grafik). Inzwischen haben sogar organisierte Banden die Hospitäler als lukratives „Geschäftsfeld“ entdeckt.

Geklärt werden konnte jetzt ein Fall, der seit dem 25. Juli für Aufsehen gesorgt hatte. Damals war ein Mann im Kaiserswerther Florence-Nightingale-Krankenhaus in das Zimmer einer 42-Jährigen eingedrungen und hatte den Spind aufgebrochen. Als der Dieb dabei von der Frau überrascht wurde, schubste er die Patientin zur Seite und verletzte sie leicht. Zunächst konnte der Gauner entkommen.

Am Samstag kam es erneut zu einem Zwischenfall, diesmal im Sana-Krankenhaus an der Gräulinger Straße in Gerresheim. Um kurz nach 13 Uhr kehrte ein 64 Jahre alter Arzt zurück in den Aufenthaltsraum und stellte sofort fest, dass seine Umhängetasche fehlte. Als er auf den Flur rannte, sah er gerade noch einen unbekannten Mann, der zügig in Richtung des Haupteingangs lief, draußen einen Wagen bestieg und mit quietschenden Reifen flüchtete.

Die Polizei leitete eine Großfahndung ein und konnte den Verdächtigen an der Bergischen Landstraße stoppen. In seinem VW Golf konnte die Tasche des Mediziners sichergestellt werden. Schnell stellte sich heraus, dass es sich bei dem 28-Jährigen um keinen Unbekannten handelte. Er wurde wegen einer anderen Tat bereits per Haftbefehl gesucht. Und eine Beamtin der Kriminalwache erkannte den Festgenommenen sofort wieder. Er soll auch für den räuberischen Diebstahl in Kaiserswerth verantwortlich sein.

Überprüft wird außerdem, ob der 28-Jährige weitere ähnliche Straftaten verübt hat. Unterwegs war er mit einem in Duisburg gestohlenen Fahrzeug. Ob der Mann das selbst entwendet hat, ist unklar. Fest steht, dass er nun zunächst im Gefängnis eine Reststrafe absitzt.

In den Düsseldorfer Krankenhäusern selbst spricht man zumindest offiziell nicht von einem großen Problem. „Wir kriegen natürlich nicht von jedem Diebstahl etwas mit, es wird da eine hohe Dunkelziffer geben“, sagt beispielsweise Peter Schmitz, Sprecher der Katholischen Kliniken, zu denen unter anderem das Marienhospital gehört. „Die jüngere Berichterstattung haben wir aber zum Anlass genommen, die Mitarbeiter wieder daran zu erinnern, wachsam zu sein.“

Auch Susanne Dopheide von der Uniklinik kann nicht von einem zunehmenden Problem berichten. „Eher im Gegenteil, in unserer Statistik nehmen die Diebstähle sogar ab“, sagt die Sprecherin. In der Klinik gebe es einen Wachdienst und eine sogenannte „Ordnungspartnerschaft“ mit der Polizei. Konkret bedeute das, dass man sich gegenseitig über Fälle von Diebstahl informiere und zusammen ein kleines Sicherheitskonzept ausarbeite. In Schließfächern könnten die Patienten zudem kostenlos ihre Wertsachen einschließen, so Dopheide. Ein Thema sind Diebstähle in der Uniklinik aber offenbar schon: „Wir verteilen gezielt Broschüren mit Infos an unsere Patienten.“

Von keinem einzigen Fall weiß man im Luisenkrankenhaus. „Das ist bei uns kein Problem“, sagt Sprecher Bernhard Haubold. „Auch wir haben in jedem Zimmer Spinde, in denen Patienten ihre Wertsachen einschließen können.“