Krass: Der Kinderkunstbus kommt in die Stadtteile
Die Mitglieder vom Krass-Verein wollen Kinder an Kunst und Kreativität heranführen.
Düsseldorf. Lange lassen sie sich nicht bitten. Doch ein kleiner Anschubser muss schon sein, um die Kinder dazu zu bewegen, sich an dem langen Tischen niederzulassen, auf denen bereits Papier und allerlei Malwerkzeug bereitliegen. „Die meisten Kinder würden nie auf uns zukommen, sie müssen angesprochen und motiviert werden“, weiß Claudia Seidenstricker-Fountis, Gründerin des Vereins Krass, der jetzt mit dem Kinderkunstbus erstmals Station auf dem Lessingplatz gemacht hat. Und ihre offensive Art zahlt sich schnell aus: Nach wenigen Minuten rücken die kleinen Künstler auf den Bänken zusammen, um Platz für Nachzügler zu machen.
Nach Herzenslust können sie ihrer Kreativität nun freien Lauf lassen. Alles ist erlaubt, Bildhauerin Christina Kopp, die das Treiben als künstlerische Leiterin überwacht, hat lediglich ein Thema als Anregung mitgebracht: Um Maschinen soll es gehen. „Die können so groß wie der ganze Platz sein, in eurer Fantasie ist alles möglich“, erklärt sie der Runde. Die Geschwister Hanan und Mohamed greifen zuerst zu Bleistiften, um ihre Idee aufs Papier zu bringen. „Das wird eine Maschine, die mein Lieblingseis macht“, erklärt Hanan (7).
Kinder auf diese praktische, aktive Weise an Kunst heranzuführen, sie zum Mitmachen anzuregen und die Kommunikation untereinander zu fördern, hat sich der Verein zum Ziel gesetzt. Mit dem Kinderkunstbus des Jugendamtes besucht das Team während der Sommermonate verschiedene Plätze, Schulhöfe und Spielplätze in der Stadt, um die Kinder direkt vor Ort zu erreichen. Vor allem jene, die aus sozial benachteiligten Familien stammen und deren Eltern Kunst- oder Musikkurse kaum finanzieren können.
Die bildende Künstlerin Christina Kopp ist überzeugt: „Alle Kinder können malen.“ Selbst, wenn es die meisten vehement bestreiten. Damit auch genug Zeit zur Verfügung steht, das verborgene Talent zu Tage zu fördern und größere Projekte zu realisieren, hält der Bus an vier Samstagen hintereinander an einem Platz. Der Lessingplatz bildet eine neue Station, die ins Programm aufgenommen wurde. „Letzte Woche waren wir in Rath und haben aus Müll Skulpturen hergestellt“, berichtet Seidenstricker-Fuentes. „Da kamen wirklich tolle Kunstwerke bei heraus.“
Hanans Maschine nimmt mittlerweile Gestalt an, obwohl sie Unterbrechungen in Kauf nehmen muss — in Gestalt ihres Papas, der die Finger nicht von ihren Stiften lassen kann. „Geh’ mal da weg, ich will schreiben“, beschwert sich die Schülerin. Abdellah Mejdoubi nimmt’s mit Humor. „Es ist super, dass an die Kinder gedacht wird“, findet er.