Mordfall Lucan: Polizei sucht Tatwaffe an der A 52
Kein verdächtiger Fund — dennoch erwägt der Staatsanwalt jetzt eine Anklage.
Düsseldorf. Mit Motorsägen und -sensen schneiden sich die 40 Beamten der Hundertschaft den Weg durch das dichte Grün frei. Sie ackern sich die Böschung zur Autobahn 52 in Essen-Kettwig entlang. Auf der Suche nach der Tatwaffe, mit der Susanne Lucan (27) im November 2004 erschlagen wurde. Auf der Suche nach dem entscheidenden Indiz, um ihren Ex-Freund, den Polizei und Staatsanwaltschaft seit Jahren für schuldig halten, endlich anzuklagen.
Ermittler sahen sich zuvor noch einmal all die Puzzlestücke an, welche die Mordkommission in siebeneinhalb Jahren zusammengetragen hatte. Dabei sei eine „Unterbrechung im Verhalten des Tatverdächtigen“ aufgefallen, erklärt Staatsanwalt Christoph Kumpa. Der damals 30-Jährige war von der Wohnung Susanne Lucans in Bilk aus zu seiner neuen Freundin in Essen gefahren — von der Lucan nichts wusste. Und offenbar hielt er auf dem Weg kurz an der A 52 an. Um die Tatwaffe zu entsorgen?
Vor Ort ist bei der Suche am Mittwoch auch Inge Meuter, die Mutter des Opfers. „Mir ging es in den fast acht Jahren nie so schlecht wie heute“, sagt sie. „Es kommt mir plötzlich alles so nah.“ Seit jenem Tag, als sie im Djerba-Urlaub den Anruf bekam, kann sie nicht fassen, dass ihre Tochter tot ist — und dass deren große Liebe, der Mann, der neun Jahre lang fast jeden Tag an ihrem Küchentisch saß, der Täter sein soll. „Wie soll ich das in meinen Kopf bekommen?“, fragt sie. Inge Meuter treibt nur noch eines an: Die Frage nach dem Warum.
Ob Staatsanwalt Kumpa ihr diese Frage nach all den Jahren wird beantworten können, bleibt noch unklar. Die Hundertschaftskräfte fanden bei ihrer Suche am Mittwoch nichts Verdächtiges. „Einen solchen Volltreffer kann man auch nicht erwarten“, sagt Kumpa. „Aber es war der letzte Ermittlungsansatz.“ Er glaubt nicht, dass der technische Fortschritt irgendwann noch entscheidende Spuren an den Asservaten zutage fördert. Deshalb will er in den kommenden Tagen entscheiden, ob er dennoch Anklage wegen Mordes gegen Susanne Lucans Ex-Freund erheben wird.
Dieser hat inzwischen ein neues Leben begonnen die heimliche Freundin von damals geheiratet. Seine Version: Ein Unbekannter müsse nach ihm in Lucans Wohnung gekommen sein, um sie zu töten. Den Kontakt zu Inge Meuter brach er kurz nach Susannes Beerdigung ab.