Anwohner üben Kritik Anwohner kritisieren Bauvorhaben der DWG
Bilk. · 70 Wohnungen, ein Gemeinderaum und eine Kita entstehen auf dem Gelände der Anfang des Jahres entweihten Bruderkirche.
Das frühere Gelände der Bruderkirche in Bilk gleicht einem Trümmerfeld. Ein einzelner Turm und die rohen Mauern des ehemaligen Gotteshauses stehen zwischen Schutt, Trümmern und verbogenen Stahlseilen. Monika Nitsch, direkte Anwohnerin an der Johannes-Weyer-Straße, blickt mit Wehmut auf das Grundstück. Sie war in der Bruderkirche aktiv, vermisst bereits jetzt die Gemeinde. Bald soll hier neu gebaut werden – mit den Plänen sind sie und einige andere Nachbarn nicht zufrieden.
Im Januar fand der letzte Gottesdienst in der protestantischen Bruderkirche statt. Danach wurde das Gebäude entweiht. Die Bausubstanz war marode, eine Sanierung wäre zu teuer. Zudem war die Zahl der Kirchgänger stark gesunken, so, dass schließlich die Entscheidung fiel, das Gelände zu verkaufen. „Aber jeden Sonntag waren noch ein paar Menschen da, und für die ist es wirklich schade“, sagt Nitsch.
Auf dem Gelände wird nun die Düsseldorfer Wohnungsgenossenschaft (DWG) bauen. Laut Bebauungsplan ist auf der Fläche die Nutzung durch die Gemeinde vorgeschrieben, daher hat der Bauherr ein entsprechendes Zentrum für die Gläubigen eingeplant, in dem Gottesdienste und Versammlungen stattfinden können. Auch die Kindertagesstätte wird neu errichtet. Durch das Wegfallen der Kirche selbst sowie die Neuordnung der Gebäude entsteht jedoch Platz für Neues: Fünf Wohnhäuser mit drei Voll- und zwei Staffelgeschossen sollen entstehen, insgesamt sind
70 Wohneinheiten geplant, davon 21 gefördert.
Die Bezirksvertretung 3 gab nach einigen Diskussionen der Beschlussfassung ihr Okay, unter anderem waren auf der von der DWG vorgelegten Animation mehr Bäume zu sehen, als sie in der Umgebung existieren. Trotzdem stimmte am Ende lediglich einer der Lokalpolitiker gegen die Pläne.
Wenig Freude darüber herrschte bei den Anwohnern. Mehrere Hauseigentümer und Bewohner der Johannes-Weyer-Straße haben noch immer Bedenken gegen das Vorhaben, unter anderem werfen sie der DWG vor, die Bebauung an einem Eckhaus zu orientieren, dass deutlich höher als die direkt angrenzenden Gebäude ist. Genau gegenüber sind die Wohnhäuser dreigeschossig, zum Teil ist das oberste Stockwerk sogar zurückgesetzt. „Allein die Verschattung durch die Neubauten mindert den Wohnwert“, beklagt sich Anwohnerin Claudia Wego. Andere Nachbarn beklagen die zusätzliche Verdichtung im sowieso bevölkerungsreichen Stadtteil, den Verlust von acht großen Bäumen und die zu erwartende zusätzliche Verkehrsbelastung in den Seitenstraßen. Zwar entstehen – teils in einer Tiefgarage, teils oberirdisch – insgesamt 50 Stellplätze, dies, so die Kritik aus der Nachbarschaft, reiche jedoch nicht aus, um 70 Wohneinheiten zu versorgen.
Neues Zentrum für
Gläubige eingeplant
Mit ihren Beschwerden haben sich die Anwohner an die Politik und den Bauherrn gewandt, allerdings, so DWG-Vorstandssprecher Heiko Leonhard, ohne jemanden konkret anzusprechen. Kurz vor der Abstimmung der Bezirksvertretung 3 gab es tatsächlich ein Treffen zwischen Anwohnern und Verantwortlichen, dass allerdings keine Ergebnisse hervorbrachte. „Die DWG ist bis kurz vor das Ziel galoppiert, wir wurden erst einbezogen, als im Grunde schon alles zu spät war“, sagt Wego.
Leonhard nennt die Klagen der Anwohner ungerechtfertigt. „Wir haben uns an alle Vorschriften gehalten. Der Wohnraum in Bilk ist rar. Ich freue mich auf das Projekt, dass die angespannte Lage auf dem Markt etwas entspannen kann.“ Außerdem verleiht der DWG-Sprecher seiner Hoffnung Ausdruck, dass sich das neue Quartier, wenn es fertig ist, harmonisch in die Nachbarschaft einfügt. „Wir haben nicht auf der sprichwörtlichen grünen Wiese gebaut, sondern ein schon bebautes Gelände nach den Bedürfnissen des Stadtteils umgestaltet“, sagt
Leonhard.
Schleppende Kommunikation
wird bemängelt
Das einzige direkte Gespräch zwischen Wego und ihren Mitstreitern auf der einen, der DWG auf der anderen Seite fand im Büro von Bezirksbürgermeister Marko Siegesmund statt. Dieser war im Vorfeld von den Bürgern kontaktiert worden, konnte sie jedoch nur vertrösten, da auch ihm noch keine detaillierten Pläne vorlagen. „Die Beteiligten haben sich den schwarzen Peter zugeschoben, die Kommunikation war sicherlich schwierig“, resümiert der SPD-Politiker dieses Gespräch. Auch der Lokalpolitker hat am Ende jedoch für den Beschluss gestimmt. „Baurechtlich ist die Situation eindeutig. Die kirchliche Nutzung auf dem Gelände bleibt erhalten, zudem entsteht Wohnraum – zum Teil günstiger Wohnraum – der in Bilk dringend gebraucht wird“, erklärt Siegesmund.
Die Anwohner und Hausbesitzer der Johannes-Weyer-Straße haben sich derweil darauf eingestellt, dass ihr Protest wohl nichts mehr bewirken wird. „Die Entscheidung ist gefallen, da können wir nicht mehr dran rütteln“, sagt Wego. Sie und ihre Mitstreiter fühlen sich bei der Stadtplanung übergangen – und einige von ihnen trauern außerdem noch der Bruderkirche hinterher, unsicher, ob ein Gemeinderaum in einem Neubaugebiet einen angemessenen Ersatz darstellen kann.