Begehbare Zeugnisse der Stadtgeschichte
Der Tag des offenen Denkmals lockt am Sonntag tausende Gäste in mehr als 30 Gebäude.
Düsseldorf. Erlebbare Stadtgeschichte bietet auch in diesem Jahr wieder der Tag des offenen Denkmals. Am Sonntag heißt das Motto von 11 bis 18 Uhr, passend zum Stadtjubiläum: „Denkmäler als Zeugen der Stadtgeschichte“. Dass der Termin ausgerechnet mit dem Stadtfest und der 725-Jahr-Feier kollidiert, soll sich aber nicht negativ auswirken, wie Jörg Heimeshoff, Leiter des Instituts für Denkmalschutz und Denkmalpflege, erklärt: „Der Tag des offenen Denkmals ist eine bundesweite Aktion. Von daher mussten wir diesen Termin nehmen, wie er kommt. Wir rechnen aber trotz des Stadtfestes mit vielen Besuchern. In den vergangenen Jahren lagen die Zahlen oft bei 10 000 bis 12 000 Besuchern — in der Spitze waren es auch schon 24 000.“ Insgesamt 33 Baudenkmäler können am Sonntag besichtigt werden.
Die Eröffnungsveranstaltung im Dreischeibenhaus am Gustaf-Gründgens-Platz bildet zugleich einen der Höhepunkte. Beigeordneter Gregor Bonin begrüßt um 11 Uhr die Besucher im Foyer des sich derzeit im Umbau befindlichen Gebäudes, das ansonsten für die Öffentlichkeit nicht zugänglich ist. Zu sehen ist die Ausstellung „Modernisierung einer Ikone — das Dreischeibenhaus im Wandel der Zeit“.
Ein weiterer Schwerpunkt in diesem Jahr ist die Vorstellung der beiden denkmalgeschützten Hallen auf dem Gelände des ehemaligen Schlachthofs. An der Rather Straße entsteht derzeit der neue Campus der Fachhochschule. Teile des Schlachthofs dienten während der NS-Zeit als Zwischenstation für Gefangene, bevor diese über den Derendorfer Güterbahnhof nach Osteuropa deportiert wurden. Mehr als 6000 Juden sind in dieser Zeit aus Düsseldorf und Umgebung in die Konzentrationslager gebracht und dort ermordet worden. Da dieser Ort etwas weiter von den anderen Veranstaltungsorten gelegen ist, stellt die Rheinbahn wieder ihr Oldtimer-Shuttle zur Verfügung, das im 30-Minuten-Takt zwischen Dreischeibenhaus und dem Baugelände am Schlachthof pendelt.
Zum 175. Geburtstag der ersten Eisenbahnstrecke Westdeutschlands zwischen Düsseldorf und Erkrath präsentiert der Förderkreis Industriepfad eine Ausstellung zum Thema Eisenbahn und Stadtgeschichte im historischen Bahnhof in Gerresheim.
Darüber hinaus finden wieder zahlreiche Führungen in den Stadtteilen statt. Vom Nordpark an der Kaiserswerther Straße aus geht es unter dem Titel „Das Erbe der Dreißiger Jahre“ ab 15 Uhr durch Golzheim. „Auch viele Kirchen öffnen am Sonntag wieder ihre Pforten. So wie die Bunkerkirche in Heerdt“, sagt Heimeshoff. „Ein ehemaliger Hochbunker, der in eine Kirche umgewandelt wurde. Das ist weltweit einzigartig.“ Auch der Kurhut von Jan Wellem kann in der Andreaskirche besichtigt werden.
Ob Kirchen, Führungen durch Stadtteile oder öffentliche Gebäude — das Programm zum Tag des offenen Denkmals deckt die ganze Bandbreite an denkmalgeschützten Gebäuden, die zu besuchen sind, ab. Auf der Internetseite der Deutschen Stiftung für Denkmalschutz kann man sich eine Handy-App herunterladen, auf deren Karten alle Denkmäler eingezeichnet sind. Für alle Veranstaltungen sind keine Anmeldungen nötig, der Eintritt ist überall kostenlos.