Drei Abende mit Christian Jendreiko

In der Bergerkirche und im Kunstpalast gibt der Experimentalkünstler neue Klangerlebnisse.

Düsseldorf. Christian Jendreiko (44) ist ein internationaler Star, der mit Profis und Laien akustische Aktionen verwirklicht.

Am Wochenende ist er gleich dreimal aktiv, in der Bergerkirche und im Kunstpalast. Bis Freitagabend wird die Altstadtkirche in der Bergerstraße vom jungen Bildhauer Florian Türcke in ein großes Saiteninstrument verwandelt.

Der Künstler erklärt: „Wir spannen fünf Saiten zwischen die Wände der Kirche, so dass sich ein riesiger Klangkörper ergibt. Wir stimmen die Saiten so, dass sie an die bukolischen Zeiten von Orpheus erinnern.“

Jendreiko gibt den Musikern und bildenden Künstlern lediglich ein paar Rahmenbedingungen an die Hand. Mehr nicht. Es gehe nicht um eine Partitur, die alles festschreibt, sondern um „selbst handelnde Künstler“.

Im Kunstpalast werden auch Studenten und Meisterschüler angeheuert. Diverse Klangerzeuger stehen bereit, an denen die Bewegungen bei der Performance akustisch umgesetzt werden.

Er erklärt: „Ich habe etwas Simples erkannt: Wenn ich das Radio lauter oder leiser oder den Schalter in verschiedene Richtungen drehe, immer ändert sich der Ton.“ Inzwischen ist er ein Profi, wenn er Hörgewohnheiten konterkariert und neue Klänge erzeugt.

Hören, so sagt er, sei grundsätzlich eine ästhetische Erfahrung. Man müsse sich nur konzentrieren können. Bei derlei Sätzen verschweigt er, dass seinen Arbeiten eine umfassende Kenntnis der überlieferten Musik zugrunde liegt.

Seine kreativen Forschungsergebnisse brachten ihm eine Gastprofessur für interaktive Kunst und Design an der Kunstakademie in Nürnberg ein. Außerdem ist er Lehrbeauftrager für interaktive Systeme an der FH Düsseldorf.

Wie wird so ein Typ mit so einem Improvisationstalent durch die ganze Welt gereicht, so dass seine Klangarbeiten schon seit zehn Jahren vom Centre Pompidou angekauft wurden?

Er beantwortet die Frage mit seinem Lebenslauf: „Seit meinem sechsten Lebensjahr spiele ich Gitarre, habe mich aber nie als Musiker gesehen. Mich fasziniert das Instrument. Später wollte ich wissen, wann eine Spielbewegung mit einem Instrument oder einem anderen Gegenstand zur Kunst wird.“

Inzwischen weiß er: „Es ist nicht die technische Virtuosität eines Interpreten, die zur Kunst führen kann. Das tun die Offenheit und das Reaktionsvermögen des Akteurs im Ensemble. Poesie ist ein glücklicher Zufall, den man nicht erzwingen kann.“

Jendreiko hatte an der Uni Bochum katholische Theologie und Medientheorie studiert, Letzteres beim inzwischen verstorbenen Medienguru Friedrich Kittler. Als „experimenteller Künstler“ habe er am Worringer Platz tage- und nächtelang alles ausprobiert.

Er ist Mitglied des HobbypopMuseum, aus dem viele Künstler hervorgegangen sind, die heute in London, Berlin und eben Düsseldorf leben.