Kunst im Bilker Bunker Neue Welten zwischen meterdicken Wänden

„Vom Schutzraum zum Freiraum“ ist genau auf den Ausstellungsort zugeschnitten.

Kuratorin Christina von Plate mit dem Künstler Tomas Kleiner neben seiner Installation.

Foto: Maurice Kaufmann./Maurice Kaufmann

Was baumelt da von der Decke, gleich hinterm Eingang zum Bilker Bunker? Die luftigen Gebilde in Weiß und Orange sind der erste Blickfang der Ausstellung „Zwischenwelten – Dialog der Dimensionen“. Bei der Vernissage verkriechen sich lustvoll Kinder darin. Die Kunst von Tomas Kleiner ist buchstäblich greifbar und scheint ein Eigenleben zu führen. Um Organisches zu erschaffen, müsse er seine Werke mathematisch konzipieren, sagt der gebürtige Schwede und Absolvent der Kunstakademie Düsseldorf. Er ist einer von vier Künstlern und Künstlerinnen, die Geschäftsführerin Christina von Plate mit Bedacht für ihre zweite Bunker-Ausstellung auswählte.

Mit „Zwischenwelten“ sei eine neue Dimension erreicht worden, sagt sie, eine weitere Ebene fürs raumüberschreitende Gestaltungsspiel. Wer, hatte sie überlegt, könnte den beabsichtigten roten Faden „Vom Schutzraum zum Freiraum“ am besten aufgreifen? Was sie fand, faszinierte von Plate. Alle Beteiligten positionierten sich in dem massiven Bau auf ihre eigene Weise und nutzten verschiedene Genres: Malerei, Zeichnungen, Textilarbeiten. Fotografie, Raum- und Video-Installationen.

Der Untertitel „Dialog der Dimension“ unterstreiche das Versprechen für den Besuch der Ausstellung, sagt sie: „Das Eintauchen und Zulassen des bewussten Erlebens von Welten, die uns auf seltsame Weise berühren. Die eine Reflexion ermöglichen, den Horizont erweitern und Perspektivwechsel zulassen.“ Man möge sich Zeit nehmen beim Durchstreifen der Räume auf zwei Etagen, wünscht sich die Kuratorin.

Tomas Kleiner verwendet ausgemusterte Rettungsschirme aus Fallschirmseide für seine „atmenden“ Objekte. Astrid Busch verwebt die Atmosphäre eines Ortes mit ihren Bildern und Projektionen. Die aus Tel Aviv stammende Künstlerin Rimma Arslanov zaubert auf feurigen Leinwänden mystische Welten. „Die rote Serie habe ich nach dem Massaker der Hamas gemalt“, sagt sie.

Schließlich betritt man einen abgeschotteten Raum, in dem sich eine hochformatige Videoinstallation von Aurel Dahlgrün über eine ganze Wand ausbreitet. Darauf bewegen sich bizarr geformte Eisschollen. „Die Unterwasseraufnahmen habe ich beim Tauchen an der Ostküste von Grönland gemacht“, berichtet der Künstler, „sie bilden einen Kreislauf, der mit der Vogelperspektive beginnt, für die eine Drohne über dem Packeis schwebt.“ Dann senkt sich der Blick und wandert unter Wasser: „Ich nutze Wasser als bildgebendes Medium, es zieht sich durch alle meine Arbeiten.“ In Grönland stieg der Taucher in eisige Tiefen ab und filmte seine eigenen Luftblasen. „Dafür braucht es einen gewissen Grad von Überwindung“, erzählt er: „Das Gefühl aber ist überwältigend. Ich kam mir vor wie ein Astronaut. Ich steckte geschützt in meinem Trockenanzug und hielt es trotz der Minustemperaturen des Wassers eine halbe Stunde aus.“

Das Bunker-Ambiente findet Dahlgrün spannend: „Es hat etwas Rohes, Rustikales, fast schon Brutales.“