Bublés Kampf mit dem Image
In der Philipshalle präsentiert sich der Kanadier Michael Bublé als sympathischer Musiker und Girlie-Schwarm.
Düsseldorf. Der Ruf eines kanadischen Smoothies eilt ihm voraus. Nach Robbie Williams gilt er als ein Entertainer, der die Fähigkeiten hat, den Bigband-Swing eines Sinatras gemischt mit weichem Schmusesound wieder aufleben zu lassen. Elf Millionen CDs hat er bereits weltweit verkauft. Mit seinem Auftritt in der Philipshalle beweist er, dass er besser ist als sein Ruf und dass eine Studio-CD nicht in der Lage ist, die Power einzufangen, die er in einem Live-Act entfesselt. Bublé hat keine Hemmungen, weder auf der Bühne noch bei der Auswahl seiner Stücke. Er traut sich an die ganz großen Namen heran: Leonhard Cohen, Elvis, Billy Paul, Andy Williams. Wenn man Spaß an seiner Musik haben will, muss man die Vorbilder schnell wieder vergessen. Man sollte weder Jazz, noch den traditionellen Bigband- Sound erwarten. Mit einer 13-köpfigen Youngster-Band und viel Elektronik spielt und parodiert er auf dem Klavier der Erinnerungen. Eigentlich nimmt er alles auf die Schippe, vor allem sich selber. Nach einem Spot durchfluteten "I’m Your Man", das von den Seufzern junger Mädchen begleitet wird, und einem rasanten "Meglio Stasera" springt er beherzt ins Publikum, lässt sich mit seinen Fans fotografieren. Er badet im Rummel seiner Beliebtheit, um sich dann wieder zu beklagen, wie sehr ihm das Image des Girlie-Schwarms auf die Nerven geht. Der 32-jährige Sänger gestaltet den Abend nicht streng wie ein Konzert, sondern als eine tempo- und einfallsreiche Show. Als Vorgruppe schickt er die A-capella-Band "Naturally7" auf die Bühne. Mit ihren einzigartigen Instrumental-Imitationen heizen sie den Saal ordentlich auf. Wenn Bublé endlich erscheint, nimmt er sich alle Zeit, um seine Musiker einzeln vorzustellen, gönnt ihnen beeindruckende Soloeinlagen, um dann die Stimmung mit seinen neuen Songs "Lost" oder "Try a Little Tenderness" wieder ganz still und intim werden zu lassen.
Nach der Sinatra-Adaption fordert ihm das Publikum einige Zugaben ab
Seine Stärken liegen jedoch bei den ausladenden Nummern, bei denen sich Band und Sänger zur Höchstform aufpeitschen. "Fever" ist noch etwas schwach auf der Brust, bei "Me and Mrs. Jones" läuft er sich schon heiß, während "For Once In My Life" Las-Vegas-Qualität hat. Weniger überzeugend gelingt das Finale, in dem er gegen sein Soft-Image ansingen will und eigene Nummern wie "Save The Last Dance For Me" mit Rock-Rhythmen hochfrisieren will. Bei der Sinatra-Adaptation von "That’s Life" kriegt sich das inzwischen stehende Publikum vor Begeisterung kaum mehr ein und fordert ihm noch einige Zugaben ab. Eine perfekt inszenierte Bühnenshow.Michael Bublé
Michael Bublé, kanadischer Sänger und Schauspieler, geboren 1975 in Vancouver. Sein Debütalbum "Michael Bublé" (2003) hatte weltweit Erfolg. Nach dem Soundtrack des Films "Totally Blonde" erscheinen "It’s Time", "Come Fly With Me und "Caught In The Act. Er wird als Sinatra des 21. Jahrhunderts gefeiert. Bei seinen Tourneen hat er gern seine Familie und seine Freundin Emily Blunt um sich.