Der Schauspieler aus "Der Staat gegen Fritz Bauer" im Interview Burghart Klaußner - Über eine schräge Liebe in der Großstadt

Burghart Klaußner ist im Central in Simon Stephens’ Stück „Heisenberg“ zu sehen. Ein Gespräch in der Proben-Pause.

Foto: Max Parovsky

Düsseldorf. Er pendelt zwischen Hamburg und Hollywood. Überwiegend zwischen Film- und Fernsehstudios. Burghart Klaußner tritt aber auch in Theatern auf, wie in Dresden, und jetzt auch, dank des neuen Intendanten Wilfried Schulz, in Düsseldorf. Der 67-jährige Mime, der kürzlich wegen seiner Darstellung der Hauptrolle im TV-Streifen „Der Staat gegen Fritz Bauer“ mal wieder mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet wurde, wird am 21. Oktober erstmals im Schauspielhaus zu sehen sein — im neuen Stück von Simon Stephens „Heisenberg“. Wir sprachen in einer Proben-Pause mit dem Schauspieler.

Herr Klaußner, Sie spielen in „Heisenberg“ einen kauzigen 75-jährigen Metzger, namens Alex. Worum geht es in diesem Stück des britischen Dramatikers Simon Stephens?

Burghart Klaußner: Heisenbergs Unschärfetheorie ist der Anlass für eine eher schräge Liebesgeschichte zwischen dem alten Alex und der jungen Georgie. Stephens beobachtet sehr genau die „Teilchen“ dieser Beziehung und erzählt davon, wie berührend, überraschend und auch komisch es im Leben zugehen kann.

Wer ist dieser Alex?

Klaußner: Ein Einzelgänger. Ich glaube, es ist der am stärksten eigenbrötlerische Einzelgänger, den ich je gespielt habe. Er hat alles im Kopf und sich eingerichtet. Da kommt plötzlich Georgie, die ordentlich Staub aufwirbelt und sich an ihn heranmacht.

Eine Liebesgeschichte also?

Klaußner: Bestimmt nicht im herkömmlichen Sinne. Eher eine Großstadtgeschichte von zweien, die vielleicht verliebt sind. Mehr wird jetzt nicht verraten.

Wer kam auf die Idee, „Heisenberg“ als deutsche Erstaufführung herauszubringen?

Klaußner: Ich habe es Wilfried Schulz vorgeschlagen. Er war sofort angetan. Und Caroline Peters (gerade zur Schauspielerin des Jahres gekürt, Anm. d. Redaktion) hat begeistert zugesagt. Sie ist eine fantastische Bühnen-Partnerin.

Sie haben als Schauspieler und Regisseur neben zahlreichen Kino- und TV-Rollen häufig mit Wilfried Schulz, auch in Dresden, gearbeitet. . .

Klaußner: Ja, es war eine tolle Zeit. Er versteht es, Künstlern den Boden zu bereiten. Uns verbindet eine langjährige, gut abgehangene Freundschaft, seit seiner Zeit als Chefdramaturg in Hamburg. Er ist einer der besten in Deutschland. Düsseldorf kann glücklich sein, dass er trotz extremer Bauverzögerungen und ungünstiger Umstände hier angetreten ist. Und künftige Projekte zwischen ihm und mir sind für Düsseldorf durchaus geplant.

Was waren Ihre Aufgaben in Dresden?

Klaußner: In Dresden habe ich den Dorfrichter im ‚Zerbrochenen Krug“ und Philipp II. in „Don Carlos“ gespielt und zweimal Regie geführt, u.a. in von Schirachs „Terror“. Darin war ich auch der Richter.

Genauso wie in „Terror“ am 17. Oktober in der ARD?

Klaußner: Ja. Das wird spannend, denn auch bei diesem Multimedia-Ereignis stimmen TV-Zuschauer darüber ab, ob der Major, der den Abschuss der Passagiermaschine befiehlt, schuldig oder nicht schuldig ist. Verbunden wird das mit einer Diskussion in Frank Plasbergs „Hart, aber fair“.

Sind Sie ein politischer Schauspieler?

Klaußner: Das auch, ja. Wir müssen auch im Theater eine politische Gesprächskultur entwickeln, eine Öffentlichkeit herstellen und uns nicht bequem einrichten unter einer Käseglocke der Kanzlerin Merkel.

2009 waren Sie ja zur Oscar-Verleihung (nominiert für „Das weiße Band“) in Hollywood. Wie steht es mit Engagements in die USA?

Klaußner: Es ist immer spannend, dort zu arbeiten — wie etwa mit Kate Winslet in „Der Vorleser“. Aber ganz Amerikaner zu werden — das ist doch „too much“. Im März war ich zuletzt dort zur Oscar-Verleihung. Ich hatte eine Rolle in Spielbergs „Bridge of spies“. Wenn, dann wollen die einen direkt mit Haut und Haaren, dass man dort wohnt etc. Aber dafür bin ich dann doch zu sehr in deutscher Kultur verwurzelt. Obwohl: Das Wetter ist dort unbedingt besser als hier.

Pläne für Rollen vor der Kamera?

Klaußner: 2017 spiele ich Bertolt Brecht in einem WDR-Zweiteiler von Heinrich Breloer. Vielleicht ein Pendant zu seinem Thomas-Mann-Film. Brecht ist ja eine Jahrhundert-Figur, wenn auch auf dem Theater nicht mehr so aktuell.

Und welche Vorlieben hat Burghart Klaußner privat?

Klaußner: Der segelt leidenschaftlich auf dem eigenen Boot. Das ist Tradition seit 100 Jahren bei den Klaußners. Das begann schon unter Kaiser Wilhelm II. Aber nach Schweden durch Eisregen zu segeln, wie dieses Jahr, das tu’ ich mir nicht noch einmal an. Auf die Boots-Messe im Januar hier in Düsseldorf freue ich mich schon. Da werde ich dabei sein und nach sonnigen Gefilden Ausschau halten.