Countertenor entführt in die Lyrik

Der Franzose Philippe Jaroussky kommt mit Vertonungen von Gedichten Paul Verlaines in die Tonhalle.

Foto: Ribes

Düsseldorf. Countertenöre singen meist Barockarien, die einst für Kastraten komponiert wurden. Der französische Sänger Philippe Jaroussky (37) geht über dieses recht begrenzte Repertoire weit hinaus und bewegt sich in die romantische Poesie der Jahrhundertwende. Jetzt tourt er mit seinem Pianisten Jérôme Ducros durch Europa mit Vertonungen von Gedichten des Lyrikers Paul Verlaine (1844-1896). Sonntag macht Jaroussky Station in der Tonhalle.

Jarousskys Stimme ist hell wie die einer Mezzosopranistin, ohne genauso zu klingen. Countertenöre besitzen ein ganz eigenes Timbre, das vom Falsett geprägt ist. Von dem Lied-Programm ist soeben eine CD erschienen, die Jarousskys Kunst des Liedersingens eindrucksvoll dokumentiert. Mit hoher Klangsensibilität fühlt er sich in die emotionale Welt der französischen Lyrik ein und entführt den Hörer dorthin.

„Green“ heißt das Album. Und das hat einen ganz persönlichen Grund: „Für mich war dieses Repertoire immer mein geheimer Garten“, sagt Jaroussky selbst. Die Verlaine-Vertonungen sind sehr vielfältig, was an der Beliebtheit des Dichters bei vielen französischen Komponisten liegt. Verlaine war die Symbolfigur der Bohème. Claude Debussy, Gabriel Fauré Reynaldo Hahn, Ernest Chausson und viele andere Meister des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts haben eine klingende Antwort auf Verlaines Wortsprache gefunden. Zarte Liebeslieder, aber auch witzige Chansons grotesken Charakters sind entstanden. Besonders sinnlich gelingen Jaroussky, der manchmal die Tonlage einer Sopranistin erreicht, die sanften Vertonungen wie etwa Faurés melancholisches „Prison“. Verblüffend aber auch seine Agilität in sehr bewegten Liedern wie Debussys „Mandoline“.

Jaroussky wurde bereits mit Preisen überhäuft: 2010 bekam er seinen vierten Victoire de la Musique als „Sänger des Jahres“, 2012 kam sein zweiter Echo Klassik. Jarousskys Musikerdasein begann vergleichsweise spät: Erst mit elf Jahren erhielt er seinen ersten Geigenunterricht, mit 15 begann er Klavier zu spielen. Den ersten Gesangsunterricht erhielt er mit 18 Jahren. Rasch folgte eine steile Karriere im Bereich der Alten Musik. Mittlerweile hat Jaroussky eine enorme stilistische Repertoire-Breite vom Barock bis zur Moderne.