Show Den meisten Applaus bekam ein Mann

Das erotische Varieté aus Paris konnte im Capitol nicht alle überzeugen. Am Ende gab es nur verhaltenen Applaus und keine Zugabe.

Show: Den meisten Applaus bekam ein Mann
Foto: Crazy Horse

Düsseldorf. In Paris ist die Nummer „God save our Bareskin“ ein Klassiker. Jede Show des Crazy Horse beginnt mit dem Tanz der fast nackten Damen in britischen Militäruniformen. Aus Frankreich sind die Künstlerinnen danach frenetischen Jubel gewohnt. Doch bei der Premiere im Club des Capitols, der bei weitem nicht ausverkauft war, fiel der Applaus nach der Auftaktnummer sehr verhalten aus. Das sollte sich während der Vorstellung so fortsetzen. Mit einer Ausnahme: Als mit Mr. Fantastic der einzige Mann aus dem Ensemble, auftrat, jubelte das Publikum.

Erst zum zweiten Mal überhaupt kommt das berühmte Pariser Varieté nach Deutschland. Das Programm „Forever Crazy“ ist eine Hommage an Alain Bernardin, der das Theater gründete. In der Show sind die besten Nummern aus der langen Geschichte des „Crazy Horse“ zu sehen. Dazu wurde extra die nur zwei mal sechs Meter große Bühne mit an den Rhein gebracht.

Doch was in dem kleinen Pariser Theater seit Jahrzehnten funktioniert, ließ den Funken im Capitol nicht überspringen. „Forever Crazy“ erzählt kleine erotische Geschichten. Dabei geht es vor allem um schöne Körper, Kostüme, Ästhetik, um Licht, raffinierte Effekte, Fantasie und Träume, niemals platte sexuelle Anspielungen. Wenn sich bei „Crisis! What Crisis?“ ein Mädchen zu Börsendaten auf der Bühne räkelt, ist das eine Anspielung auf die weltweite Finanzkrise vor sechs Jahren.

Offenbar vermissten die Zuschauer bei manchen der Nummern die Pointe. Viele der versteckten Anspielungen wurden vermutlich auch nicht verstanden. Zum vollen Genuss gehört möglicherweise vorher ein Spaziergang über die Champs Elysées. Klein-Paris ist eben nicht Paris. Woran es letztendlich lag, dass ein Teil des Publikums schon zur Pause das Theater verließ? Vermutlich waren viele mit völlig falschen Erwartungen ins Capitol gekommen.

Immerhin verpassten sie die am meisten gefeierte Nummer des Abends. Mr. Fantastic, der einzige Mann neben den neun Tänzerinnen, legte zunächst einen urkomischen Striptease aufs Parkett. Mit einem artistischen Roboter-Tanz packte der fantastische Künstler noch einen drauf und erntete den fettesten Applaus des Abends. Vor allem die Damen im Saal wollten danach auf keinen Fall mehr vorzeitig den Heimweg antreten. „Vielleicht kommt der ja noch mal wieder“, so ein Kommentar.

Kam er nicht. Stattdessen gab es mit „U turn me on“, ebenfalls ein Klassiker der Show mit einer Choreographie von Alain Bernardin, das Finale. Und den letzten Vorhang mit leisem Applaus. Die Lautstärke reichte allerdings nicht dazu., die Künstler noch einmal auf die Bühne zu locken.

An der Qualität des Programms lag es sicherlich nicht, dass „Forever Crazy“ so manchen etwas ratlos auf dem Theatersitz zurück ließ. In einem erotisches Varieté kommen Clowns und Artisten nicht vor. Wer Sinn für Ästhetik und perfekt in Szene gesetzte Körper hat, ging trotzdem zufrieden nach Hause.