Interview Doku-Film „Climate Warriors“ in Düsseldorf zu sehen

Düsseldorf · Carl-A. Fechner fordert in seinem Dokumentarfilm „Climate Warriors“ eine Energie-Revolution. Am Donnerstag wird der Film im Metropol-Kino zu sehen sein. Ein Interview.

Regisseur Carl-A. Fechner fordert eine Energie-Revolution.

Foto: Fechner Media

Regisseur Carl-A. Fechner erzählt in seinem Dokumentarfilm „Climate Warriors“ („Klimakämpfer“) vom weltweiten Kampf für eine Energiewende. Er zeigt Umweltaktivisten, Wissenschaftler und Unternehmer, die sich für erneuerbare Energien engagieren, aber auch Gegner der postfossilen Gesellschaft wie Donald Trump. Fechner (65) ist selbst ein Klimakämpfer, fährt Elektroauto, wohnt in einem Plus-Energie-Haus. Ein Gespräch über seine Mission, eine Klima-Revolution herbeizuführen.

Herr Fechner, gab es für Sie einen Schlüsselmoment, um für eine globale Energiewende zu kämpfen?

Carl-A. Fechner: Meine Basis des politischen Handelns ist in der Friedensbewegung in den 80er Jahren. Und da gab es in der Tat einen Schlüsselmoment: Das war die Geburt meiner Tochter Amelie am 10. August 1983. Da war mir klar, dass ich nicht einfach nur mitlaufe oder rede, sondern diesem Kind eine lebenswerte Zukunft schaffen will. Das war damals der Kampf gegen Mittelstrecken-Raketen, gegen atomare Bewaffnung. Dann haben wir viele Aktionen gemacht, z.B. Menschenketten. Und wenn Sie einmal politisch aktiv werden, dann verändert sich auch der Blick auf die Welt.

Kyla Peck leidet seit ihrer Kindheit unter Asthma. Eine Krankheit, unter der immer mehr Menschen leiden. Der Grund: Die Luftverschmutzung. Kyla setzt sich deshalb für saubere Luft ein.

Foto: Fechner Media

Inwiefern?

Fechner: Entscheidend war für mich die Frage: Wie kannst du mithelfen, die Situation, in der die Welt steht, ins Positive zu drehen? Letzten Endes geht es um Frieden, um Gerechtigkeit und um die Bewahrung der Schöpfung. Das hat mit  Ökologie zu tun. Und wenn Sie sich mit Ökologie beschäftigen, dann auch mit Energie. Energie ist der Dreh- und Angelpunkt unseres Lebens. Nun kommt eine „Heißzeit“ auf uns zu. Ihr können wir nur mit erneuerbaren Energien entgegenwirken.

Wenn Sie von Energiewende sprechen, meinen Sie damit eine Revolution. Der Titel Ihres Films „Climate Warriors“ verweist auch auf Kampf. Ist die Energiewende eine soziale Umwälzung?

Fechner: Im Grunde genommen geht es um Macht. Wir haben riesige Konzerne, die unter Inkaufnahme von massivsten Schäden an der Umwelt, und damit an den Menschen, das Geschehen bestimmen. Und deswegen ist die Revolution vor allem eine Revolution in Richtung Dezentralität, d.h. Emanzipation. Wir können die Versorgung dieser Welt mit Energie, Wasser, gesunden Lebensmitteln selber in die Hand nehmen. Das müssen wir einerseits durch politisches Handeln, durch Blockaden, große Demonstrationen. Andererseits, indem man sich als einen Teil dieser Revolution betrachtet und durch eigenes Verhalten und durch eigenes Leben an dieser Bewegung teilnimmt.

Sie sprechen im Film von Gegenspielern. Wie Donald Trump, der den Ausstieg aus der Kohle stoppen will und den Klimawandel leugnet. Wie kommt es, dass ihnen das Wohlergehen des eigenen Planeten so unwichtig ist?

Fechner: Ein Konzern kann mit dem Betrieb eines Atomkraftwerks pro Tag einige Millionen Euro verdienen. Das ist schon ein Riesenthema. Aber es sind ja auch die Aktieninhaber, die Leute, die unter Aspekten des größten Gewinnes investieren. Die Gier der Menschen ist schon bedrückend.

Im Film stellen Sie weltweit Klimakämpfer vor, etwa den indigenen Umweltaktivisten und Hip-Hop-Künstler Xiuhtezcatl Martinez oder Amir Roughani, ein Unternehmer, der als kleiner Junge aus dem Iran nach Deutschland kam, Ingenieur wurde und sich heute für erneuerbare Energien einsetzt. Was trieb sie an, sich für eine postfossile Gesellschaft zu engagieren?

Fechner: Xiuhtezcatl Martinez ist zeit seines Lebens ganz nah dran an der Natur. Amir Roughani hat zunächst völlig anders gedacht. Der hatte früher ganz andere Ideen: schönes Leben, schöne Frauen, schönes Auto. Als er  dann für unseren letzten Film mit uns in der Ukraine war, kam er einem Umweltaktivisten in Kontakt, sah, dass das Land  jedes Jahr viele Milliarden für den Gasimport ausgibt und Russland gar den Krieg gegen die Ukraine mit Energie-Einnahmen finanzierte. Das bewirkte einen Wandel bei Roughani.

Sie erzählen die Geschichten der Freunde und Gegner der Energiewende weniger wie ein Dokumentarfilm, sondern eher wie ein Spielfilm. Auch mit sehr mitreißenden Bildern und pathosgeladener Musik. Wollen Sie die Zuschauer filmisch verführen, an der Energierevolution mitzuwirken?

Fechner: Das sehe ich auch als meine Aufgabe an. Ich will mit dem Film Menschen einladen, an dieser neuen Welt mitzuarbeiten. Natürlich möchte ich sie auch ein bisschen verführen, deshalb machen wir uns so viel Mühe mit der Qualität der Bilder und der Musik, die vom tschechischen Sinfonieorchester eingespielt ist. Ich möchte mit meinen Filmen an die Gefühle der Menschen appellieren.

Sie haben Ihre Filmpremiere parallel zur Klimakonferenz in Kattowitz gelegt, wo Sie selber teilnehmen. Was erwarten Sie von der Konferenz?

Fechner: Ich erwarte klare, verbindliche Beschlüsse zu den Grenzwerten von CO2 und Stickoxiden. Und ich erwarte, dass wir als führende Umwelt-Industrie-Nation klare Zeichen setzen. Wir müssen die Welt in Richtung erneuerbare Energien drehen. Dafür müssen wirtschaftliche Voraussetzungen geschaffen werden.

Der Film „Climate Warriors – Der Kampf um die Zukunft unseres Planeten“ von Carl-A. Fechner geht ab 6. Dezember auf Kino-Tour. Um 19 Uhr läuft er am Donnerstag im Metropol. Der Regisseur wird anwesend sein. Adresse: Brunnenstraße 20.