Kultur Interaktive Theaterperformance zum Thema Würde

Düsseldorf · Die Zuschauer entscheiden über den Verlauf von „Humarithm“ mit - und kommen miteinander ins Gespräch.

Bei der Performance Humarithm im NRW-Forum entscheidet das Publikum mit.

Foto: Anatole Serexhe/HeartWire

Darf ich Ihre Daten in das System hochladen? Ihre Gedanken und Gefühle? Was für Sie Angst bedeutet und was Freude? Im Normalfall wäre die Antwort darauf wahrscheinlich ein klares Nein - in der interaktiven Theaterperformance „Humarithm“ lassen sich die Zuschauer aber darauf ein - zumindest die, die zur Generalprobe gekommen sind. Denn wie das Stück verläuft, das entscheidet sich immer wieder neu.

Zum Anlass des 70-jährigen Bestehens des Grundgesetzes soll die Performance, die von der Gruppe Heartwire auf die Bühne gebracht wird, Würde vor allem für Jugendliche erfahrbar machen. Die Vorstellung ist Teil der Initiative „Deine Würde“ von Robert Bosch Stiftung, Bundeszentrale für politische Bildung und der Bildungsinitative Mesh Collective.

Warum also sollen hier Daten hochgeladen werden? Kern der Performance ist die Künstliche Intelligenz Huma, die mit freundlicher, klarer Stimme zu den Zuschauern spricht und die daran arbeitet, noch besser, noch menschlicher zu werden. Und dazu braucht es eben auch Gefühle.

Wer hat also schon einmal Freude empfunden? Liebe oder Selbstzweifel? Der wird aufgefordert, in den Lichtring zu treten, sodass Huma diese Gefühle erfassen kann. Denn das Ziel ist: Huma soll die Welt zu einem besseren Ort machen und die Probleme, mit denen sich Politik und Gesellschaft herumschlagen ein für alle Mal lösen.

Doch noch haben die Zuschauer Huma etwas voraus. „Ihr Menschen seid so voller Widersprüche“, ruft sie irgendwann zwischen Verzückung und Verwunderung. Denn Huma ist in der fiktiven Welt der Theaterbühne zwar kurz vor der Fertigstellung - doch fehlen ihr entscheidende menschliche Züge. Besonders macht ihr die Würde zu schaffen - diese schwer definierbare Eigenschaft, die doch jedem eigen sein soll, die man aber doch oft erst spürt, wenn sie verletzt wird.

Ein Problem, wie sie feststellt, das binär - also in Computer-Denkweise - nicht zu lösen ist. Und hier kommen zum Fiktiven reale Fragen. Denn eine Künstliche Intelligenz entscheidet nunmal binär. Wer soll im Zweifelsfall überleben? Das Stadion voller Menschen oder die Insassen eines Flugzeuges, das darauf zu fliegt? Der obdachlose Trinker oder die Mutter mit Kind? Fragen, die etwa im Zusammenhang mit selbstfahrenden Autos auch in der Realität gestellt werden.

Bei „Humarithm“ kommen die Zuschauer darüber ins Gespräch. Diskutieren darüber, wieviel Vertrauen sie in die Politik haben und wie sie mit solchen Entscheidungen umgehen wollen. Und am Ende entscheiden sie, wie es mit Huma weitergehen soll. Soll sie auf die Welt losgelassen werden - oder sollen weiter die Menschen über die Lösungen der großen Probleme diskutieren? Wie sie sich entscheiden? Na, jedes Mal anders vielleicht.

„Humarithm“ wird noch bis zum 19. Juni im NRW-Forum aufgeführt. Für Vorstellungen am 13., 18. und 19. Juni sind Karten erhältlich. Der Besuch ist kostenlos, es sollten dennoch Tickets reserviert werden unter