Ungewöhnliche Plakataktion mit klarer Botschaft Autoren hängen ihre Texte an Stromkästen

Düsseldorf · Mit der Plakat-Aktion „Trotzdem!“ will das Literaturbüro NRW Autoren während der Corona-Pandemie eine Stimme im öffentlichen Raum geben.

Lesen ist für viele Menschen eine sehr persönliche Erfahrung. Sie machen es sich in einer ruhigen Ecke mit dem Buch gemütlich und tauchen alleine in die literarische Welt ein. Doch Werke und vor allem ihre Verfasser brauchen ebenso Momente, in denen der Text in der Öffentlichkeit zum Leben erweckt, diskutiert und bisweilen kritisiert wird, sagt Michael Serrer, Leiter des Literaturbüros NRW: „Weniger bekannte Autoren verdienen mehr durch ihre Lesungen als an den Buchverkäufen. An einem Abend können dabei einige Hundert Euro eingenommen werden.“

Wegen des Coronavirus versiegt jedoch diese wichtige Einkommensquelle fast vollständig. Sich in einem engen Raum zu treffen und gemeinsam Gedichten und Geschichten zu lauschen, ist in Zeiten von strengen Kontaktverboten undenkbar geworden. Digitale Alternativen seien möglich, hätten jedoch weder den Reiz, noch die Wirkung einer Präsenzlesung, betont Serrer. Weil gleichzeitig die Düsseldorfer Buchhandlungen, die auch unbekannte Neuerscheinungen präsentieren und weiterempfehlen, nur begrenzt von Literaturfreunden besucht werden können, drohen die heimischen Autoren und ihre Werke in Vergessenheit zu geraten.

Genau das will das Literaturbüro NRW mit seiner Aktion „Trotzdem!“ verhindern. An insgesamt 100 Stromkästen im Düsseldorfer Stadtgebiet werden auf bunten Plakaten verschiedene Texte präsentiert, die extra für die Aktion geschrieben wurden. Mit kräftigen Farben und pointierten Inhalten wollen die Organisatoren daran erinnern: Trotz Pandemie und den damit einhergehenden Einschränkungen lebt die literarische Szene der Landeshauptstadt.

Bewusst wurde dafür der öffentliche Raum gewählt: „Wir zeigen die Texte in einem ungewöhnlichen Kontext, damit sie möglichst viele Menschen erreichen. Beim Vorbeigehen sollen die Düsseldorfer darüber stolpern, innehalten und auf den Autor und die literarische Arbeit aufmerksam gemacht werden“, erklärt Serrer.

Zehn Düsseldorfer
Autoren nehmen teil

Zehn Düsseldorfer Autoren hat er für die Aktion kontaktiert. Die Plakate mit Texten von Horst Eckert und Aygen-Sibel Celik waren bereits zwei Wochen in der Stadt zu sehen. Jetzt ist die zweite Phase des Projektes angelaufen. Der Autor Khalid Aouga regt mit seinem Beitrag zum Nachdenken über Selbstlosigkeit und Eigenmotivation an. Monika Voss stellt sich in rheinischem Dialekt trotzig gegen die aktuelle Lage und leitet ihren Text mit entschlossenen Worten ein: „Von nix losse mer ons ongerkreeje“ – von nichts lassen wir uns unterkriegen.

Beide Beiträge werden noch bis zum 18. April Stromkästen schmücken. Danach folgen Texte von Mithu Sanyal und Jürgen Wilbert. „Alle beteiligten Autoren bekommen dank eines Zuschusses vom Kulturamt ein Honorar“, berichtet Serrer.