Tagung der Heinrich-Heine-Universität Ein Recht auf Kultur?
Düsseldorf · Für wen ist Kultur? Mit wem wird sie gestaltet? Und wie schafft man möglichst niederschwellige Zugangsmöglichkeiten auch für ältere Menschen und Leute mit geringem Einkommen. Um diese Fragen, die oft unter dem klobigen Begriff „kulturelle Teilhabe“ zusammengefasst werden, ging es bei der Tagung der Heinrich-Heine-Universität (HHU) im Forum Freies Theater (FFT), gemeinsam veranstaltet mit der Bundesvereinigung kulturelle Teilhabe (BVKT).
Eine der zentralen Fragen der Tagung lautete: „Wie lässt sich Teilhabegerechtigkeit in der Kultur erreichen?“ Eine erste Antwort gab es bereits bei der Begrüßung durch Professorin Ulli Seegers von der HHU: „Es reicht nicht, die Türen aufzusperren. Es gilt, den Menschen die Hindernisse für kulturelle Teilhabe aus dem Weg zu räumen.“
Als Grundlage der wissenschaftlichen Auseinandersetzung diente eine bürgerwissenschaftliche Studie. Gemeinsam mit der wissenschaftlichen Mitarbeiterin Jasmin Zdun hatte die Doktorandin Christine Stender die Arbeits- und Wirkungsweisen von Initiativen analysiert, die kostenfreie Kultur- und Sportbesuche an Menschen mit wenig oder nur geringem Einkommen vermitteln. Darüber waren die Forscherinnen in Kontakt mit der 2016 gegründeten BVKT gekommen. Diese setzt sich ein für die Umsetzung von Artikel 27 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte: „Jeder hat das Recht, am kulturellen Leben der Gemeinschaft frei teilzunehmen, sich an den Künsten zu erfreuen und am wissenschaftlichen Fortschritt und dessen Errungenschaften teilzuhaben.“
Die Mitglieder der BVKT sind bundesweit aktiv und ermöglichen pro Jahr 190.000 Veranstaltungsbesuche für rund 100.000 Menschen mit wenig oder keinem Einkommen. Sie stellen Kulturpässe aus und vermitteln bei Bedarf Begleitpersonen. Stender, Zdun und ihr Team sprachen mit Nutzerinnen und Nutzern der Angebote und wollten wissen, wie sie Kultur definieren, welche Barrieren es bei den Kulturbesuchen gibt und wie sie sich einen leichteren Zugang zu Kultur vorstellen.
In einer zweiten Arbeitsphase verschickte die HHU-Gruppe bundesweit Fragebögen. Ungefähr ein Viertel der 13.000 angeschriebenen Personen antwortete mit Informationen zu sich selbst und ihrem Kulturnutzungsverhalten. Unter den Befragten waren viele ältere Menschen; auffallend war auch, dass eine vergleichsweise hohe Zahl von Armut bedroht und deshalb nutzungsberechtigt war.