Marionettentheater Düsseldorf in der Krise Augsburger Puppenkiste schreibt der Stadt Düsseldorf
Düsseldorf · Liebhaber der bedrohten Traditionsbühne haben Unterschriften gesammelt.
Lange schon geht es im Düsseldorfer Marionettentheater nicht mehr allein um die Konzentration auf die Kunst. Die Bühne kämpft nach vielen Jahren ums Überleben. Nach einer ausgedehnten Schließung – erst wegen der Sanierung, dann wegen Corona – hat sich die Situation verschärft. Statt wie früher bei seinen Puppen mit viel Herzblut die Fäden zu ziehen und dem Publikum Freude zu bereiten, muss sich der Leiter Anton Bachleitner seitdem in einem bürokratischen Gewirr zurechtfinden, in dem man sich als Künstler allzu leicht verheddern kann.
Zur finanziellen Schieflage sei es gekommen, weil das Kulturamt der Stadt Kürzungen der Betriebskostenzuschüsse vorgenommen habe, beklagt Bachleitner. Einbußen, bei denen in absehbarer Zeit das Ende seiner Bühne drohe. Hier gehe es nach 43 Jahren um nicht weniger als sein Lebenswerk. Darum beantragte er am 16. Juni bei einer Besprechung im Kulturamt die Rücknahme der Kürzungen und erbat wegen der schwierigen Bedingungen einen zusätzlichen Zuschuss. Nichts habe sich seitdem bewegt. „Warum kümmert sich die Stadt nicht um die Existenz des Marionettentheaters?“, fragt Bachleitner und fügt bitter hinzu: „So zerstört man Kultur.“
Auch die Augsburger
Puppenkiste zeigte Solidarität
Mut machten ihm die vielen Unterstützer, die sich für den Erhalt der Bühne einsetzen – darunter auch die Kollegen von der Augsburger Puppenkiste. Liebhaber des Marionettentheaters wandten sich in persönlichen Schreiben an Miriam Koch, Düsseldorfs Beigeordnete für Kultur. Dazu sammelte der Freundeskreis nach jeder Vorstellung Unterschriften, 1694 kamen auf diese Weise zusammen. Monika Djajadisastra, die Zweite Vorsitzende, übergab das stattliche Bündel nun an Bachleitner, der es an Miriam Koch weiterreichen wird. Eine Marionette, der Erzähler aus Michael Endes „Der Lindwurm und der Schmetterling“, begleitete die Zeremonie, die mit so viel Hoffnung verbunden ist.
Die Briefe an die Beigeordnete blieben indes nicht ohne Antwort. Koch betonte darin die Wertschätzung der Stadt für das Theater: Der privat geführte Kulturbetrieb mit langjähriger Tradition sei eine Bereicherung für Düsseldorf. Sie listete die Höhe der Zuschüsse inklusive Mietkosten für 2023 auf, hob aber auch hervor, dass der von Bachleitner geforderte Liquiditätsnachweis nach wie vor ausstehe, mehrere Fristen dafür seien verstrichen. Vor diesem notwendigen Einblick in die Finanzen des Hauses könne man jedoch nicht über weitere Absprachen oder Zuschüsse entscheiden.
Dieses Manko ist dem Theaterleiter bewusst. „Wir bemühen uns nach Kräften, den Spielbetrieb aufrechtzuerhalten, und können den Nachweis derzeit nicht professionell und belastbar liefern“, räumt er ein: „Dennoch werde ich versuchen, dem Anspruch gerecht zu werden, nach bestem Wissen und Gewissen. Ich verlange ja nicht mehr Geld, ich möchte nur, dass die Kürzung zurückgenommen wird.“ Er verweist auf die Sanierung und die erfolgreiche Spendenaktion für eine neue Klima- und Lüftungsanlage. 230 000 Euro habe das Theater damals auf seine Initiative hin gesammelt, darunter eine Großspende von 100 000 Euro. „Derselbe Spender machte jetzt das Angebot, das komplette Defizit des Theaters zu übernehmen“, kündigt Bachleitner an, „aber nur, wenn man die Kürzungen revidiert und das Haus finanziell besser ausstattet. Doch auf diese Handreichung kam bisher keine Reaktion vom Kulturamt.“