Frauenpunkband aus Düsseldorf „Östro 430“ nach 35 Jahren Pause wieder da
Düsseldorf · Die Düsseldorferinnen von „Östro 430“ haben eine ziemlich lange Pause gemacht. Jetzt bringen sie ein neues Album heraus – mit namhaften Weggefährten.
(dpa) So ganz historisch abgesichert ist der Titel nicht. Gegründet hat sich Östro 430 zwar schon 1978, sagt Sängerin Martina Weith. „Dann haben wir erst mal zwei Jahre lang vergeblich eine Gitarristin gesucht.“ Sind sie damit nun die erste deutsche Frauenpunkband? „Also es weiß keiner genau, aber ich glaube schon.“
Verbürgt ist, dass die Band 1980 auch ohne Gitarristin durchgestartet ist. Direkt nach dem ersten Konzert in Neuss wurden sie als Vorgruppe der legendären Fehlfarben um Peter Hein verpflichtet. „Das hat uns ganz schön nach vorne gebracht“, sagt die 63-jährige Weith. „Aber wir haben ja auch abgeliefert!“ Bis 1984. Da kam Bettina Flörchinger nach ihrem Medizinstudium ins praktische Jahr, wurde Frauenärztin. „Damit war Schicht. Das war es.“
35 Jahre später hat Flörchinger ihre Arztpraxis aufgegeben und wieder Zeit für Musik. Weith, die lange als Journalistin arbeitete, ist inzwischen Kindergärtnerin in Hamburg. Da entsteht eine Idee, die klingt wie aus dem Kultfilm „Blues Brothers“: „Wir bringen die Band wieder zusammen!“ Mit den beiden neuen Musikerinnen, Anja Peterssen (Bass) und Sandy Black (Schlagzeug) ist das 2019 gelungen und jetzt ist auch das erste Album da: „Punkrock nach Hausfrauenart“. Schon die Titel der elf Stücke lassen an der unverblümten Art der Punkband keinen Zweifel: „Alte Männer“, „Dein Hintern“, „Fick das System“, „Lahmarschfete“.
Gastauftritte haben Bela B. von den Ärzten und Ruhrpott-Barde Stefan Stoppok. „Man kennt sich ja von früher. Wir haben mit den Ärzten zusammen gespielt, da waren die noch nicht mal in der „Bravo“. Die sind im Ratinger Hof damals mit Mehl und Eiern beschmissen worden“, erinnert sich Weith, die selbst mal einen Kurzauftritt auf einem Ärzte-Album hatte. „Und von Stoppok haben wir „Giftig“ gecovert.“
Auch bei den Toten Hosen mischten die Punkerinnen mit, als die Hosen sich eine Weile die Roten Rosen nannten. „Wir haben auf dem Rosen-Album ein Abba-Lied gecovert.“ Campino lernte die Punkerinnen am 9. November 1979 im Ratinger Hof kennen – das ist ihm im Gedächtnis geblieben: Beim Auftritt der Londoner Band Wire platzte der Ratinger Hof damals aus allen Nähten. „Wir waren wie Sardinen in der Dose aneinander geklemmt. So lernten wir uns zwangsläufig in einer der vielleicht besten Nächte kennen, die der Hof je erlebt hat“, erinnert sich Campino.