Düsseldorfer Schauspielhauses: Neuer Spielplan - Wieder mehr Theater in der Baustelle

Das Düsseldorfer Schauspielhaus stellt sein neues Jahresprogramm vor. Sönke Wortmann inszeniert Vicki Baums „Menschen im Hotel“.

Ein bekanntes Gesicht auf der Baustelle: Ensemble-Mitglied Burghart Klaußnervor dem Düsseldorfer Schauspielhaus.

Foto: Thomas Rabsch

Düsseldorf. Theaterchef Wilfried Schulz hat am Donnerstag zusammen mit Robert Koall (Chefdramaturg), Stefan Fischer-Fels (Junges Schauspiel), Christof Seeger-Zurmühlen (Bürgerbühnen-Leiter) und Claudia Schmitz (Geschäftsführerin) den neuen Spielplan vorgestellt. Auch die dritte Spielzeit unter Schulz steht ganz im Zeichen der Baustelle. Wenn sie Mitte September beginnt, geht das Schauspielhaus in die letzte Bauphase: der Zuschauerbereich wird modernisiert.

Doch die Aussichten sind verheißungsvoll: die Gesamtauslastung liegt momentan bei rund 85 Prozent, über 200 000 Zuschauer wird Schulz zum Ende der Spielzeit wohl vermelden, so viele wie schon seit Jahren nicht mehr. Auch die Finanzierung der Sanierungsarbeiten ist sicher, im Herbst 2019 soll die Spielstätte wieder vollständig bezogen werden.

Das Schauspielhaus-Team zieht aber schon Ende August dieses Jahres ins Haus auf dem Gustaf-Gründgens-Platz und wird es intensiver bespielen als bisher. Vom kreativen Umgang mit der Baustelle zeugen nicht nur die Fotos im neuen Spielzeitheft, auf denen sich die Bühnenakteure vor Kränen oder mit Presslufthammer präsentieren, sondern auch mit vier Neuinszenierungen. Die erste liefert der renommierte Film- und Theaterregisseur Sönke Wortmann am 14. September. Er inszeniert „Menschen im Hotel“ von Vicki Baum, eine der Erfolgsautorinnen der Weimarer Republik. Der Roman spielt in einem Berliner Luxushotel der Goldenen Zwanziger. Es geht um Heimatlosigkeit in der anonymen Massengesellschaft. Der Fotokünstler, Maler und Autor Stephan Kaluza wird eigens eine „Düsseldorfer Fassung“ schreiben.

Eröffnet wird die Spielzeit diesmal allerdings vom Jungen Schauspielhaus am 13. September. Und zwar mit „Jugend ohne Gott“ von Ödön von Horváth, inszeniert und umgeschrieben vom preisgekrönten Autor und Regisseur Kristo Šagor. Der Roman aus dem Jahr 1937 ist ein nach wie vor aktueller Kommentar auf die rechtspopulistische Renaissance. Er handelt von einer orientierungslosen Jugend, die sich für rechtes Gedankengut offen zeigt. Auch die von Schulz initiierte Bürgerbühne präsentiert vier neue Stücke, in denen Laien als „Fachleute ihrer Biografien“ auftreten. Ihre erste Produktion ist auch die erste Uraufführung der Spielzeit: „Eva und Adam“. Regie führt Christof Seeger-Zurmühlen. Zu sehen im „Central“ (Worringerstraße 140), das weiterhin als Ausweichstätte bespielt wird.

Ein besonderes Highlight bildet das Projekt „No President“ des Nature Theater of Oklahoma, einer der bedeutendsten Theatergruppen der USA. Zusammen mit dem Ensemble inszeniert es ein „aufklärerisches Handlungsballett in zwei unmoralischen Akten“: Tänzer und Schauspieler treten auf einem hart umkämpften Arbeitsmarkt gegeneinander an. „No President“ wird von der Ruhrtriennale koproduziert. Ein weiterer Höhepunkt: „Fight Club“. Nach jahrelangem Kampf um die Uraufführungsrechte inszeniert nun Roger Vontobel den Roman von Chuck Palahniuk über Gewalt und Revolte, der auch als Vorlage zum Film diente.

Eine große Sensation für alle Fans von Kinder- und Familienstücken: Regisseur Robert Gerloff bringt „Räuber Hotzenplotz und die Mondrakete“ auf die Bühne. Dabei handelt es sich um die vierte Geschichte des Kinderbuch-Klassikers aus dem Nachlass von Otfried Preußler. Die Erben des Autors haben dem Schauspiel die Uraufführungsrechte erteilt. Insgesamt erweist sich das Spielzeitprogramm so gegenwartsnah wie noch nie. Die meisten der 34 Premieren und Uraufführungen stammen aus dem 20. und 21. Jahrhundert.